Bell Boy – eine ganz besondere Bar
Während Urlaubs in Tel Aviv waren wir eines Abends auf der Suche nach einer coolen Bar, um die restlichen Stunden eines Tages zu genießen, der nicht besonders aufregend begonnen hatte. Wir haben nicht geahnt, dass wir an diesem Abend tatsächlich die (in unseren Augen) beste Bar der Welt finden würden. Aber der Reihe nach. Wir schlenderten gerade in der Nähe des TLV-Zentrums herum, als wir im Internet nach einer Bar in der Nähe suchten. Wir dachten an eine Rooftop-Bar, oder zumindest eine Bar mit guten Getränken (never drink cocktails with umbrellas ;)), bestenfalls sollten diese natürlich auch nicht zu teuer sein.
Und dann fanden wir sie: Ehrlich gesagt waren wir zu Beginn sogar ein wenig skeptisch, denn auf den Bildern im Internet war eine gelbe Quietsche-Ente zu sehen, die auf dem Rand einer Art Badewannen-Behältnis saß, in der sich ein schäumend-blubberndes Getränk befand. Ja, ein Getränk. Ja, in einer Badewanne. Und nein, keine Cocktailschirmchen, aber Badeenten??? Aber wir haben uns entschieden, es auszuprobieren. Der Tag konnte sowieso nur noch besser werden.
Wir folgten Google Maps bis zu dem Ort, an dem sich die Bar befinden sollte. Stattdessen fanden wir allerdings nur eine Art Wohnaus vor. Hier sollte eine Bar sein? Noch mehr überrascht waren wir, als wir die Eingangstür betraten und uns in der kleinsten Hotelrezeption aller Zeiten wiederfanden. Vor uns befand sich das “Front Desk”, zu unserer linke war eine holzgetäfelte Tür, aus der seltsame Musik erklang. Wir fragten die einzige Person im Raum, die hinter dem Front Desk saß, ob wir hier richtig wären, wir suchten immer eine Bar, kein Hotel. Dieser nickte nur in Richtung der verschlossenen Tür, welche sich just in diesem Moment öffnete. Schnell versuchte ich, in den dahinter liegenden Raum zu spähen, aber keine Chance. Man konnte kaum etwas sehen. Es war sehr dunkel, zudem war die Musik nun lauter zu hören und vermittelte das Gefühl einer Zeitgrenze. Hinter der Tür waren die 20er Jahre, irgendein Film, ein Parallel-Leben. Vor der Tür – wo wir waren – die kleinste Hotelrezeption der Welt, gefühlt mit gefühlt 20 Personen. Die blonde Hostess sprach auf einmal los, auf israelisch, und leider waren auch nicht wir gemeint, sondern andere Israli, die nach uns die Rezeption betreten hatten. So schnell wie die Tür aufgegangen war, so schnell war sie dann auch wieder verschlossen. Selbstverständlich mit den Israelis im inneren der Bar – und uns noch davor. Wir waren etwas verblüfft und wussten nicht so recht, wie uns geschah, als das gleiche just einen Moment später erneut passierte. Wir sehen wohl sehr deutsch aus – das ist zumindest das, was wir dachten. Als die gleiche Situation zum dritten Mal eintrat, nutzte ich die Gelegenheit, um die Aufmerksamkeit auf uns zu lenken (eigentlich sollten wir kaum zu übersehen sein, immerhin standen wir direkt vor der Tür, in einem ca. 1,5 Quadratmeter großen Raum…), aber die Blondine bat nur um eine Reservierung, die wir natürlich nicht hatten, und winkte wieder andere Leute in die Bar, die nach uns gekommen waren. Normalerweise hätte uns ein solches Verhalten wütend gemacht… aber die ganze Situation war so bizarr und seltsam, dass wir einfach da standen und warteten. Und in der Tat sollte unsere Geduld belohnt werden, denn als sich die Tür das nächste Mal öffnete, waren wir es, die reinkamen! Ja! Wir waren drin. Und im Inneren sah es unglaublich aus.
Mit dem Moment des Betretens der Bar fühlten wir uns sofort in eine andere Zeit versetzt, wenn nicht gar in die 1920er Jahre. Wir bekamen einen tollen Tisch (danke nochmals, Blondie!) und etwas Zeit, um die Situation aufzunehmen. Anscheinend war es Happy Hour, also waren die Getränke nur etwa 5€ pro Person und so konnten wir viel ausprobieren…. und haben es nicht bereut. Die Getränke kommen in lustigen Namen und in noch lustigerer Präsentation.
Als erstes musste ich den Cocktail mit der Badeente ausprobieren und so fragte ich einfach danach und bekam den leckersten Cocktail aller Zeiten. Daniel probierte das „Studio 64“ aus – ein Getränk, das in einem alten Kameraobjektiv geliefert wird. Vor dem Servieren macht der Kellner ein Foto mit einer Polaroidkamera und klemmt es anschließend an das Getränk. Es gab auch lustige Shot-Runden, in denen die Kellner mit einem Kinderwagen herumliefen. Aber anstelle eines Babys (glücklicherweise 🙂 ) wurden süßliches Hochprozentiges in Austernschalen serviert …
Auch das Essen war fantastisch, es kam in ebenso interessanten und nicht weniger Aufwendigen Dekorationen; roher Fisch auf Trockeneis, Burger in Vogelkäfigen und Nachspeisen in Muschelschalen. Wir konnten leider nicht alle Gerichte probieren, aber ich muss zugeben, wir hätten es zu gerne. Alle Gerichte sahen fantastisch aus, nicht nur optisch, sondern auch geschmacklich.
Und die Toiletten….! Normalerweise würde ich nicht über die stillen Örtchen einer Bar berichte, aber diese hier waren alles andere als still und sind definitiv eine Erwähnung wert. Die Räume waren so dunkel, dass man absolut nichts sehen konnte. Gleichzeitig lief Schwanensee in einer Lautstärke, die einen tatsächlich überlegen ließ, doch nicht die Toilette aufzusuchen. Das ganze war so bizarr, dass es ein Erlebnis für sich darstellte. Klingt lustig? Das ist war es! Man muss es mit eigenen Augen / Ohren und Sinnen erlebt haben, das steht fest. Letztendlich haben wir jede Nacht in dieser lustigen Bar verbracht und je öfter wir kamen, desto besser waren die Chancen, dass die lustige Blondine uns früher herbringen würde…. man muss sich eben überall auf der Welt Freunde machen 🙂
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