Kopenhagen – Liebe auf den ersten Blick | Ein Reisebericht
Im Rahmen des 500. Jubiläums von Martin Luthers Thesenanschlag an die Schlosskirche zu Wittenberg sprach sich die deutsche Regierung dafür aus, den Reformationstag 2017 bundesweit als gesetzlichen Feiertag zu begehen. Für uns als Berliner war das besonders toll, da wir diesen Feiertag, im Unterschied zu vielen anderen Bundesländern, normalerweise nicht feiern. Dank des zusätzlichen Feiertages gestaltet sich die Urlaubsplanung für 2017 besonders attraktiv und wir überlegten spontan, wo es denn über vier Tage, also das Wochenende, den 31 Oktober und den Brückentag hingehen sollte.
Flüge fielen aus, die waren einfach zu teuer und Ostsee war uns zu langweilig (und zu kalt). Also überlegte ich, wo man denn mit dem Auto hinfahren könnte. Ich sah mir Berlin auf Google Maps an und zoomte etwas heraus. Etwa so, dass ein Radius von 6 Stunden mit dem Auto offengelegt wurde. Mehr würde ich nicht fahren wollen. Und da war es: Etwas versteckt am oberen Rand, von Wasser getrennt, aber doch deutlich innerhalb des von mir gesetzten Radius: Kopenhagen.
Kopenhagen? Ich hatte viel darüber gehört, aber mich doch nie damit beschäftigt. Mir war bis dato nicht mal bewusst, dass Kopenhagen SO NAH an Deutschland liegt (shame on me). Also schaute ich nach Hotels… und fand überraschenderweise schnell ein gutes und bezahlbares Hotel auf Expedia.de. Wohl wissend, dass der erste Aufruf bei Expedia immer entscheidend ist, rief ich Daniel an und fragte: Was hälst du von Kopenhagen? Würde ich jetzt buchen.
Gesagt getan. Jetzt mussten wir uns nur noch überlegen, wie wir nach Kopenhagen kommen würden, denn immernoch liegt zwischen Kopenhagen und Berlin noch eine Menge Wasser. Lange rede kurzer Sinn: Es gibt zwei Fähren, die von Deutschland aus nach Dänemark übersetzen. Eine legt in Rostock ab (ungefähr 2-2,5 Stunden Fahrt mit dem Auto) und landet in Gedser (Überfahrt ca. 1,5 Stunden). Eine weitere fährt zwischen Fehmarn und (ca. 4 Stunden mit dem Auto) Rødby (ca. 45 Minuten). Von beiden Häfen aus sind es ca. 1,5 Stunden nach Kopenhagen. Da Rostock für uns näher lag, entschieden wir uns für die Überfahrt Rostock <> Rødby und buchten die Fähre übers Internet. Leider bekamen wir am gleichen Tag noch eine SMS, dass die Fähre wegen eines Unwetters gecancelled wurde. Glücklicherweise fuhr die andere trotzdem und wir konnten ziemlich easy umbuchen. Den Rückweg sind wir dann aber doch über Rødby <> Rostock gefahren. Ich könnte jetzt nicht sagen, welche Verbindung die bessere ist. Beide Fahrten waren insgesamt gleich schnell, bei der einen sitzt man länger im Auto, bei der anderen länger auf der Fähre.
Tag I
Überfahrt mit der Fähre
Die Überfahrt mit der Fähre war entspannt und verströmte auch sogleich das gewisse Urlaubsfeeling. Wegen des Unwetters war der Wellengang jedoch sehr stark (nicht umsonst war die andere Fähre gecancelled worden) und so blieben wir die ganze Zeit an Deck. Nach dem Übersetzen fuhren wir noch 1,5 Stunden mit dem Auto.
Kopenhagen, Dänemark. Ich hatte wie gesagt überhaupt keine Vorstellung davon, aber immerhin im Internet schon gelesen, dass es guten Kaffee geben sollte. Also gingen wir als erstes, etwas geschafft von der Autofahrt und dem frühen Aufstehen, in ein Café um den Kaffee auf seine Wirkungsweise zu testen … 😉 und anschließend zu Tommy’s Burger Joint (kommt eigentlich aus Island) – meinem absoluten Favoriten in Berlin. Der Burger war ok, schon gut, in Berlin mag ich ihn aber doch lieber (warum auch immer).
Tivoli Freizeitpark
Im Anschluss sollte es dann zu einem der Wahrzeichen Kopenhagens gehen: Dem Tivoli Freizeitpark. Mitten in der Stadt gelegen, gleicht der Tivoli eher einem Erholungspark als einem echten Freizeitpark. Trotzdem gibt es einige Fahrgeschäfte, sogar eine Achterbahn und viele kleine Boutiquen und Verkäufer. Mir juckte es in den Fingern, ein Schafsfell zu kaufen.
Da wir mit dem Auto gefahren waren, hatten wir natürlich auch keine Einschränkungen in der Gepäckmenge… Ich habe es dann aber doch gelassen (was soll ich auch mit einem Schafsfell), stattdessen gönnte ich mir „Lakrids“-Kugeln von J. Bülow, die aus Dänemark kommen und dort mit einem eigenen Store vertreten waren, und eine Zuckerwatte.
Leider wurde es in Kopenhagen früh dunkel – bei dem Breitengrad und der Zeit (Ende Oktober) natürlich kein Wunder – und so gingen wir früh ins Hotel. Wir waren übrigens im Island Hotel Copenhagen untergebracht. Ein wirklich schönes Hotel, sehr stylisch, mit tollem Blick aufs Wasser und den Hafen. Von der Lage her war es etwas abseits gelegen. Aber wir waren ja glücklicherweise mit dem Auto unterwegs und somit flexibel. Nach Vesterbro und insbesondere zum Meatpacking District kamen wir bequem zu Fuß, alles weitere sind wir aber doch eher mit dem Auto angefahren.
“Tivoli Gardens amusement park in Copenhagen is a must for all visitors to the city, young and old.”
Tag II
Frühstück in Kopenhagen
Am nächsten morgen wollten wir in in The Union Kitchen in der Store Strandstræde zum Frühstück gehen. Leider erwartete uns eine lange Schlange vor der Tür. Wir wollten es dennoch versuchen und stellten uns in die Kälte, in der Hoffnung schnell einen Tisch zu ergattern. Während wir warteten, wollte ich schon einmal einen Kaffee und eine heiße Schokolade holen, um uns aufzuwärmen und uns die Zeit zu vertreiben und schaute auf meinem Handy nach guten Cafés in der Nähe.
Und siehe da: Direkt nebenan lag ein Emmerys, das eher eine Art Bäckerei, als ein Restaurant zu sein schien. Leute gingen ein und aus mit Tüten, vollgepackt mit Backwaren. Durch das Schaufenster konnte ich Leute sitzen sehen, die neben Kaffee auch lecker aussehende Avocado-Brote, Eier und Zimtschnecken auf ihren Tellern hatten. Zimtschnecken! Wow. Kurzerhand entschieden wir, lieber bei Emmerys frühstücken zu gehen. Wir haben es nicht bereut, im Gegenteil, wir sind danach bis auf eine Aufnahme jeden Tag zu Emmerys frühstücken gegangen. Sowohl die Zimtschnecken als auch der Kaffee (mit Hafermilch!) sind die besten, die ich je in meinem Leben gekostet habe und mir läuft bis heute das Wasser im Mund zusammen, wenn ich daran denke.
Schloss Amalienborg
Nach dem Frühstück schlenderten wir ein wenig die malerischen Straßen entlang und landeten schließlich beim Schloss Amalienborg, wo um 11:30 Uhr die Wachablöse stattfinden sollte. Im Gegensatz zur Wachablöse in London wirkt die in Kopenhagen fast schon familiär. Es sind vergleichsweise wenige Touristen da und die Nationalgarde schreitet einfach ihren Weg, man kann mitlaufen und ist quasi mittendrin. Mir tun die Jungs trotzdem ein bisschen Leid: Den ganzen Tag in der Kälte stehen und nicht zu reden, erfordert ganz sicher körperlichste Höchstleistung. Umso mehr wusste ich das nächste warme Café zu schätzen.
Nyhavn
Von Schloss Amalienborg ging es dann – quasi um die Ecke – zum „Nyhavn“, das wohl für Kopenhagen steht wie nichts anderes. Die bunten Häuschen direkt am Wasser sind definitiv schick anzusehen und eignen sich toll für ein Foto, ansonsten haben wir aber nicht viel mehr Zeit dort verbracht. Es ist halt doch sehr touristisch, voll, laut und nicht ganz so idyllisch, wie man es sich vielleicht vorstellt…
Wir verbrachten den Nachmittag mit einer kleinen Shopping-Tour in der Stadt und ließen natürlich auch nicht das bekannte Kaufhaus Illum aus. Ich muss sagen, ich habe viele Kaufhäuser auf der ganzen Welt gesehen, das Illum ist mir dabei aber trotzdem besonders positiv in Erinnerung geblieben. Es war einfach einen Tick stylischer, moderner, zeitgenössischer und dabei gemütlicher, als andere Kaufhäuser. Dänisch eben.
Papirøen – Kopenhagens „Street Food“
Nach einem weniger erfolgreichen Shopping-Tag (Kopenhagen ist halt auch echt teuer), wollten wir zu den Papirøen, einer großen Halle, gefüllt mit vielen kleinen Ständen und Trucks, voll mit Street Food. Es war wirklich lecker und eine witzige Atmosphäre. Gegen Abend schien die Halle voll junger Leute zu sein, die sich dort zum Trinken trafen und entspannt auf Barhockern an Theken oder auf Kissen auf dem Boden Platz nahmen. Leider wurde das Papirøen anscheinend Ende 2017 geschlossen.
Die Halle lag auf Paper Island (Papirøen, daher auch der Name) und entsprechend gab es viel Wasser um uns herum; und einen unglaublichen Sonnenuntergang zu sehen.
Tag 3
Am nächsten morgen ging es zum Frühstück ins Mad & Kaffe. Ein witziges Konzept, da man sich dort Frühstück wie Tappas bestellt. Auch hier mussten wir warten, dieses mal war es aber nicht ganz so schlimm, da die Sonne schien und wir uns die Zeit damit vertrieben, die schöne Nachbarschaft von Vesterbro anzuschauen. Einige ganz abgebrühte Dänen saßen tatsächlich draußen vor der Tür…. Na irgendwie kann ich das aber auch verstehen, sie wollten die wenigen Sonnenstunden sicherlich ausnutzen. Mir waren 8 Grad dann aber doch zu kalt.
Die Karte war wirklich liebevoll designed, man konnte die „Tapas“ ankreuzen und je nachdem, wie viele angekreuzt wurden, berechnete sich der Preis. 3 Tapas kosteten 89 DKK (~12 EUR), 5 Tapas 129 DKK (~17 EUR) und so weiter. Alles in allem war es lecker und wirklich eine tolle Erfahrung. Gerade für Leute wie mich, die beim Frühstück am liebsten mehrere Sachen essen und sich nicht entscheiden können eine tolle Idee.
Kongens Have & Botanical Gardens
Nach dem Frühstück fuhren wir mit dem Auto zum Königsgarten Kongens Have um ein wenig in der Sonne spazieren zu gehen. Obwohl es mittags war, stand die Sonne wirklich tief und versetzte den Garten in eine beinahe mystische Stimmung. Aber toll, dass die Dänen so viel Grünfläche in ihrer Hauptstadt haben.
Shoppen auf Læderstræde
Von dort aus liefen wir in die Stadt, wieder vorbei an all den großen Ketten, die hier natürlich ebenfalls mit einem Store vertreten waren, Richtung Læderstræde. Ich hatte im Vorfeld gelesen, dass es hier tolle kleine Boutiquen und Cafés geben sollte. Und tatsächlich. Die kleinen Gässchen sahen wunderschön aus, es gab überall etwas zu entdecken und schnell fanden wir auch den einen Laden, auf den ich besonders gespannt war:
Mant. In der Lœderstrœdet 30 gelegen, findet man hier vor allem Sukkulenten und kleinere Dekogegenstände. Wir haben sechs Sukkulenten gekauft (die Entscheidung fiel uns aber echt schwer), dank des Autos kein Problem, und konnten dem Verkäufer sogar noch die schwarze Matte abschwatzen, auf der die Sukkulenten für den Verkauf ausgestellt wurden. Gemeinsam mit zwei weiteren Kerzenhaltern, die optisch eine schöne Ergänzung darstellten, gingen wir glücklich aus dem Laden.
Das war doch mal erfolgreich. Und überhaupt, den Bummel über die Straßen habe ich als einen der schönsten Momente in Kopenhagen empfunden. Ganz entspannt liefen wir weiter, ließen uns von den vielen hübschen, bunt abgetönten Außenfassaden treiben und holten uns zum Abschluss an den Tag eine Tüte dampfender, frischer Churros. Von einer besseren Seite kann sich eine Stadt kaum zeigen.
Tag IV
Am nächsten Tag ging es nachmittags auch schon wieder mit der Fähre zurück und so starteten wir den Tag mit einer leckeren Zimtschnecke von Emmerys und ließen uns nochmals von den vielen kleinen Gassen, speziell im Meatpacking Distrikt, treiben. Ursprünglich wollten wir das typisch dänische Smørrebrød probieren, allerdings muss man ehrlicherweise sagen, dass die Dänen komische Öffnungszeiten haben, zumindest was die Restaurants angeht. Deshalb haben wir es leider nicht geschafft, ein richtiges Smørrebrød zu probieren – aber so haben wir wenigstens einen Grund, bald wiederzukommen!
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