Auf zu neuen Ufern: Von Singapur nach…?
In meinem letzten Beitrag habe ich einige wichtige Gründe für unseren vorzeitigen, ziemlich kurzfristigen Aufbruch aus Singapur genannt. Und obwohl all die Schwierigkeiten, mit denen wir in unserer Zeit in dem kleinen Stadtstaat konfrontiert waren nach wie vor ausschlaggebend waren, Singapur irgendwann zu verlassen, habe ich mit dem Hauptargument Singapur so kurzfristig zu verlassen, bisher noch hinterm Berg gehalten. Ich konnte bisher aus verschiedenen Gründen nicht darüber sprechen und bin auch nach wie vor ein wenig vorsichtig mit dem, was ich hier offiziell schreiben sollten, aber eins kann ich schon mal verraten: Wir ziehen noch einmal um. Der zweite internationale Umzug innerhalb von zwei Jahren, während einer globalen Pandemie. Und der geht nicht nach Deutschland. Genau genommen ist unsere neue Heimat ziemlich genau so weit entfernt von Deutschland, wie es Singapur war. Aber eben auf der anderen Seite der Erde…
Wir ziehen in die USA!!!
Ich kann es selber noch nicht glauben, aber es sieht so aus, als würde mein Lebenstraum wahr werden. Aber jetzt ist es endlich raus. Solange habe ich dieses Geheimnis für mich behalten, konnte nicht darüber sprechen und wollte es doch am liebsten in die Welt hinausschreihen. Doch als Singapur im Mai plötzlich den nächsten Lockdown angekündigte, wendete sich das Blatt. Ein erneuter Lockdown mit verbundenen Restriktionen waren für uns nicht nur eine psychische Belastung, sondern beeinflussten nun auch unsere Planung, denn die US-Botschaft stellte die meisten Termine und Abläufe ein und die war für uns essentiell. Es wurde immer wahrscheinlicher, dass wir für die Visumsvergabe und bürokratische Organisation in ein anderes Land müssten und da Singapur der Erfahrung nach die Restriktionen nicht so schnell lockern würden, war ein kurzfristiges Verlassen auf einmal unausweichlich.
Alles deutete also darauf hin, dass wir so schnell wie möglich abreisen würden, und wir haben uns darauf eingelassen!
Es war jedoch nicht nur super spontan, sondern auch extrem kostspielig und riskant, da wir wussten, dass die Abreise so gut wie dauerhaft war, bis Singapur wieder für Touristen geöffnet würde. Es war also besser, nichts zurückzulassen. Und dann war da noch eine Wohnung – eigentlich ein ganzes Leben, das wir innerhalb eines sehr kurzen Zeitraums (ich spreche hier von Tagen!) einpacken mussten. Dennoch fühlte es sich unglaublich frei an, die letzten zwei Jahre zusammen zu packen, unsere wertvollsten Habseligkeiten zu nehmen und die Gefängnisinsel zu verlassen. Ich weiß noch, wie Daniel unser Flugticket als „Get Out of Jail Free Card“ bezeichnete, ha! Es war zwar definitiv nicht umsonst, aber ich muss zugeben, dass es sich unglaublich befreiend anfühlte, die Ausreisegenehmigung in der Hand zu haben.
Wir sind derzeit wieder in Deutschland, um unsere Eltern, Familien und Freunde zu treffen und wertvolle Zeit nachzuholen. Bei uns gibt es viele Dinge zu organisieren, vor allem weil wir einen ganz neuen internationalen Umzug von Singapur in die USA vorbereiten müssen, während wir in Europa sind. Ziemlich ungewöhnlich, wenn man sich das vorstellt. Und um die Dinge noch komplizierter zu machen, gilt derzeit ein Einreiseverbot für Europa und die Schengen-Länder, was unsere Planung zusätzlich erschwert. Dennoch gab es bisher keinen Tag, an dem wir unsere Entscheidung, Singapur zu verlassen und nicht in dem Land auszuharren, das sich zunehmend wie ein Gefängnis anfühlte, bereut haben.
Europa hat sich gerade erst geöffnet, nachdem es sehr lange Zeit selbst eingeschlossen war. Jeder scheint in purer Freude zu sein, und es tut so gut, lächelnde Gesichter zu sehen und die frische, frische Luft zu atmen. Wir sind voller Ehrfurcht vor all der Freiheit und Liberalität, mit der wir aufgewachsen sind, und – nachdem wir auf die harte Tour gelernt haben, dass dies nicht in allen Teilen der Welt Standard ist – schätzen wir jeden Teil davon mehr denn je.
Wir haben vor, viel zu reisen und das schöne Europa so weit wie möglich zu erkunden, bevor wir dorthin gehen, wo Träume gemacht werden.
Wir sehen uns bald wieder! – Verena
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PS: Ich bin mir bewusst, dass die Menschen, die in Singapur leben, den Stadtstaat und ihr Leben dort genießen. Zu Ehren und zur Wertschätzung aller Menschen in dem kleinen roten Punkt möchte ich betonen, dass meine Texte nicht dazu gedacht sind, die Kultur, das Leben und die Bräuche oder irgendjemanden oder irgendetwas in Singapur zu verunglimpfen, noch wollen sie das Leben in Singapur im Allgemeinen missachten. Mein Expat-Tagebuch spiegelt lediglich meine persönlichen Gefühle wider, die auf verschiedenen, sehr individuellen Ereignissen beruhen, die ich persönlich erlebt habe.
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