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ndlich endlich endlich haben wir es nach Lissabon geschafft – und das, obwohl die Hauptstadt Portugals schon seit so langer Zeit auf meiner Liste stand. Denn so viele Leute hatten mir im Vorfeld davon erzählt, wie ähnlich sich Lissabon und San Francisco doch sein. Also wollte ich es mir mit eigenen Augen anschauen.


Wie ihr wisst, leben wir an der entsprechenden Westküste der USA, in San Francisco. Und tatsächlich haben die beiden Küstenstädte, Lissabon und San Francisco, auch so einige Gemeinsamkeiten: Beide Städte liegen auf sieben Hügeln und sind vor allem aufgrund ihrer berühmten Seilbahnen bekannt, die die schmalen Straßen auf und ab fahren, um die Bewohner schnell und mühelos von A nach B zu bringen. Außerdem haben sowohl San Francisco, als auch Lissabon zwei identisch aussehende Hängebrücken und generell eine spannende Architektur, die den Besuchern quasi an jeder Ecke einen neuen Eindruck beschwert. Genauso wie San Francisco hat zudem auch Lissabon einen tollen Ruf, was das gute Essen und den leckeren Wein angeht.

Allerdings gibt es auch einen großen Unterschied: Lissabon zieht vor allem nach der Pandemie Auswanderer an wie ein Magnet, während San Francisco die Leute abwandern lässt. Dabei spielt wohl vor allem der Kostenfaktor und die Sicherheit eine große Rolle: Lissabon ist deutlich erschwinglicher und als europäische Stadt auch bei weitem sicherer und stabiler, als San Francisco, bzw. jede Stadt in der USA.

Aus diesen Gründen war ich ehrlich besorgt, dass mir Lissabon vielleicht mehr gefallen könnte, als San Francisco. Und da ich für meine spontanen, und durchaus emotional-getriebenen Entscheidungen durchaus bekannt bin, gab es tatsächlich Chancen, dass ich mich in Lissabon verlieben und dort hinziehen wollen würde. Aber, ich kann schon mal so viel verraten. Auch wenn ich die Stadt wirklich ganz toll fand und besonders schöne Fotos machen konnte, werden wir so schnell nicht San Francisco verlassen. Zumindest fürs erste 🙂

TRAVEL DIARY

Nach einem 18-stündigen Flug kamen wir an einem sehr späten Freitagabend in Lissabon an. Wir checkten in unserer Wohnung ein, die sich in São Bento befand – einem Viertel, über das ich im Vorfeld gemischte Kritiken gehört hatte. Aber es stellte sich heraus, dass die Lage ein Gewinn war, mit vielen gemütlichen Cafés, lebhaften Bars und köstlichen Restaurants in unmittelbarer Nähe. Außerdem war es nur ein kurzer Spaziergang vom geschäftigen Stadtzentrum um Alfama, Baixa und Bairro Alto entfernt – wirklich sehenswerte Bezirke, doch zum Wohnen wäre es mir dort um ehrlich zu sein etwas zu hektisch und laut gewesen. 

Nach Langstreckenflügen haben wir es uns zur Tradition gemacht, erstmal eine Suppe zu essen, vorzugsweise Pho. Da wir aber ziemlich spät in Lissabon ankamen, waren unsere Möglichkeiten begrenzt. Zum Glück hatte ich ein Lokal vorgemerkt, das wie der perfekte Ort für den Start in unser Lissabon-Abenteuer schien: Imprensa, Cocktails & Austern. Zu unserem Glück war es nur 5 Minuten Fußweg von unserer Wohnung entfernt, und da die laue Sommernacht in vollem Gange war, beschlossen wir, uns schnell frisch zu machen und noch in derselben Nacht mit der Erkundung der Stadt zu beginnen.

Imprensa Cocktail & Oyster Bar

Imprensa – was auf Portugiesisch „geschriebene Presse“ bedeutet – ist ein absolutes Schmuckstück einer Bar im Herzen von Príncipe Real. Beim Eintritt in die Bar wird man direkt in eine Welt versetzt, die sich um die Kunst des Schreibens und der Zeitungen dreht. Es gibt sogar Schreibmaschinen als Dekorationselemente! Aber natürlich dreht sich eigentlich alles um die Cocktails und Imprensa ist der richtige Ort dafür, denn ein erfahrenes Team mixt hier die – meiner Meinung nach – besten Drinks der Stadt. Die Cocktails sind nach Schriftarten benannt, passend zum Thema der Bar. Zudem gibt es besagte Austern, die täglich frisch geschält und speziell aus der Region Setúbal geliefert werden, und andere Bar Snacks, die es in sich haben. Wir hatten zum Beispiel neben ein paar Austern auch den Burrata Salat und das Pulled Pork Sandwich und waren wirklich begeistert.

Als wir ankamen, wurden wir von der Hektik und dem Treiben einer typischen europäischen Stadt im Sommer begrüßt. Die Menschen waren auf den Straßen unterwegs, unterhielten sich laut, rauchten und schienen Spaß zu haben. Der Barbesitzer wurde schnell auf uns aufmerksam und versprach uns einen Tisch und etwas zu essen innerhalb einer Stunde. Am Ende standen wir aber doch eine ganze Weile an einem provisorischen Platz an der Theke (was für die Popularität der Bar spricht), aber da wir ohnehin schon die ganze Nacht und den ganzen Tag gesessen hatten, machte uns das nichts aus. Ich bestellte einen Negroni (ein Klassiker), und Daniel probierte zum ersten Mal einen Mint Julep (beides fantastisch). Als wir endlich unseren Tisch zugewiesen bekommen haben, war es weit nach 1 Uhr nachts (das geht auch nur in Europa, oder?) und wir bestellten endlich unser Essen (Pulled Pork Sandwich, Austern und Burrata Salat), was unfassbar gut war. Zum Essen bekamen wir dann auch noch ein großzügiges Glas Prosecco bzw. Rotwein serviert das uns im Anschluss wirklich richtig gut schlafen ließ. Was für ein wunderbares Willkommen in Lissabon. 

LISSABON DIARY tagtag einseins

Am nächsten morgen schliefen wir erst einmal aus – dem Jetlag sei Dank. Als wir unsere Wohnung dann endlich verließen, war es schon Mittags und die Stadt kochend heiß. Ehrlich gesagt hatten wir im Vorfeld gar nicht das Wetter gecheckt und waren für einen Moment überrascht. Denn Freunde und Familie, die Lissabon vor uns besucht hatten, hatten uns auf die vielen Ähnlichkeiten mit San Francisco aufmerksam gemacht – auch was das Wetter betrifft. So hatten wir eigentlich einen ähnlichen kühlen Wind und mildes Klima erwartet. Fehlanzeige, nächstes Mal sollten wir die Wetterapp im Vorfeld doch mal wieder anschauen – das hätte uns so einiges an Gepäck gespart. 

Wir schlenderten ein wenig durch die Gegend auf der Suche nach einem Frühstück und fanden sehr schnell einen tollen Ort. Gleich die Straße hinunter von unserer Wohnung war THE FOLKS, eine Kaffeehauskette, die ausgezeichneten Kaffee ((coconut flat white, strawberry matcha und andere… lecker!) und einige gesund-anmutende Gerichte anbietet.

Wir verbrachten den Vormittag damit, Lissabon ohne konkrete Pläne zu erkunden. Wir wollten einfach nur die sommerliche Atmosphäre Europas genießen und unbesorgt durch die Straßen schlendern. Wir besuchten den berühmten Time Out Market und erfrischten uns mit einem leckeren Aperol Spritz auf den Treppenstufen einer Seitenstraße. Und ich habe wohl in jedem Café oder Restaurant ein Foto gemacht. Wie gerne hätte ich auch all die lecker aussehenden Kaffeevarianten probiert – aber so viel Koffein kann dann auch ich nicht zu mir nehmen. 

BAHR Rooftop Bar

Schließlich landeten wir in der Rooftop-Bar des Hotels Bairro Alto, der BAHR. Sie befindet sich im obersten Stockwerk des Hotels und bietet einen außergewöhnlichen Blick auf den Tejo die Brücke 25 de Abril und die umliegenden Dächer in einer Atmosphäre, die zum Entspannen in einer privilegierten Umgebung einlädt. Es war der ideale Ort, um ein paar Espresso Martinis zu genießen, sich in der Hitze des Tages zu entspannen und die malerischen Aussichten auf Lissabon zu genießen. Wir haben zwar kein Essen probiert, aber es ist erwähnenswert, dass das BAHR & Terrace einige der besten Gerichte in Lissabon serviert. Die von Michelin-Sternekoch Nuno Mendes zusammengestellte Speisekarte bietet portugiesische Köstlichkeiten, die mit Einflüssen aus kulinarischen Traditionen aus der ganzen Welt auf einzigartige Weise präsentiert werden.

Nachdem wir eine Weile auf der Dachterrasse im wahrsten Sinne des Wortes relaxt hatten, ging es für uns zurück ins Apartment. Wir brauchten beide eine Dusche und wollten uns frisch machen fürs Abendbrot. Den perfekten Ort hatten wir schon früher am Nachmittag entdeckt: In der Lupita Pizzaria sah die Pizza nicht nur umwerfend lecker aus, die Atmosphäre erschien uns herrlich ungezwungen und luftig genug für den schwül-heißen Abend.

Lupita Pizzaria & Lumi Rooftop Bar

Duda Ferreira hat die Kunst der langsamen und natürlichen Fermentierung von Pizzen den ganzen Weg von São Paulo, Brasilien, zur Rua de São Paulo in Lissabon gebracht. Und so viel kann ich sagen: der weite Weg hat sich gelohnt. Wir hatten eine Zucchini Blossom Pizza mit Burrata und eine Ricotta Lemon Zest Pizza. Beide waren absolut phänomenal und hinterließen bei uns ein durch und durch zufriedenes Gefühl.

Nach dem Genuss dieser hervorragenden Pizza hätten wir einfach zu unserer Wohnung zurückkehren können, aber ihr wisst ja, wie das mit dem Jetlag ist – er gab uns einen zusätzlichen Anstoß. Also schlängelten wir uns die verwinkelten Straßen hinauf, fest entschlossen, eine Rooftop-Bar zu finden und den Sonnenuntergang zu genießen. Es bedurfte einiger Überredungskünste, um das Sicherheitspersonal im Lumiares Hotel zu überreden, aber als wir das Lumi Rooftop betraten, waren wir auf dem richtigen Weg. Wir lehnten uns zurück, genossen den schönen Abend und sahen zu, wie der Himmel von Blautönen in eine faszinierende Palette von Rosa und Orange überging und wieder in ein ruhiges Blau überging.

Was für ein sensationeller erster Tag in Lissabon. Ich hatte ja im Vorfeld schon gehört, dass Lissabon ein Paradis für Foodies und Leckermäulchen sein sollte – aber ich war dennoch positiv angetan. Es war einfach alles perfekt: Sonniges Wetter, charmante, verwinkelte Straßen voller Architektur, dass sich das Auge gar nicht sattsehen kann, gemütliche und stylische Cafés, lebhafte Bars, tolle Restaurants und die Leute, die auf den Straßen sitzen, essen, genießen und sich treiben lassen. 

LISBON DIARY tagtag zweizwei && dreidrei

Ich habe bereits erwähnt, wie brütend heiß es während unserer ersten beiden Tage in Lissabon war, und auch die Tage zwei und drei brachten keine Erleichterung. Die Vorhersage sagte sogar Temperaturen von bis zu 100 Grad Fahrenheit (ca. 38°C) voraus. Angesichts dieser brütenden Hitze schmiedeten wir einen Plan: Warum nicht für einen Strandtag an die atemberaubende portugiesische Küste flüchten? Es schien die perfekte Gelegenheit zu sein, Portugals berühmte Küstenlinie zu erkunden.

Nachdem wir im Copenhagen Coffee Lap einen schnellen Happen gegessen hatten, nahmen wir einen Uber, der uns über die ikonische Brücke des 29. April zur Costa da Caparica brachte. Costa da Caparica liegt am Südufer des Flusses und ist ein beliebtes Strandziel für die Lissabonner Bevölkerung. Das ehemalige Fischerdorf versprüht immer noch seinen maritimen Charme, mit bunten Booten, die sanft im Wasser schaukeln, und einheimischen Fischern, die ihren Tagesfang in den Fischrestaurants am Fluss anbieten. Heute sorgen eine Reihe von lebhaften Nachtbars für ein pulsierendes Leben in der Gegend. Ein charmanter kleiner Zug schlängelt sich entlang der 10 Kilometer langen Küstenlinie und hält an verschiedenen Stränden. Je weiter man in den Süden kommt, desto dünner werden die Menschenmassen.

Am Ende verbrachten wir zwei aufeinanderfolgende Tage an der Costa da Caparica, eine Entscheidung, die wir nie bereut haben. Wir hätten zwar gerne mehr Zeit in Lissabon verbracht, aber die extreme Hitze machte es schwierig, die Stadt in vollen Zügen zu genießen. Am Strand konnten wir Lissabon und Portugal von einer anderen Seite kennenlernen. Als unerwarteten Bonus trafen wir unsere gute Freundin Jess, die überglücklich war, uns zu sehen und den Abend damit verbrachte, ihre Liebe zu Portugal mit uns zu teilen.

Später am Abend entdeckten wir diese unfassbar tolle Weinbar, von der ich unbedingt erzählen muss. Wir genossen ein köstliches Abendessen, das von einem exquisiten Roséwein begleitet wurde, und beschlossen dann, den Abend mit einem weiteren Besuch in der Bar Imprensa ausklingen zu lassen.

Magnolia Bar

Lissabon’s neuster Hotspot ist eine Wein Bar an der florierenden Ecke der Praça das Flores.

Magnolia Lisboa – die Idee zweier kulinarischer Maestros: Camila Martins, die ehemalige Küchenchefin des Café São, und Yves Callewaert, der Mann, dessen Terrassen-Dinner seit mehr als einem Jahrzehnt in aller Munde sind. Und jetzt kommt das Beste: Man muss kein Prominenter sein, um ihre legendäre Gastfreundschaft zu genießen. Nein, es steht jedem offen, der in Lissabons schönstem Viertel ausgewählte Häppchen und Getränke genießen möchte. Und nun zum Wein – kurz und bündig, ganz natürlich, so wie wir ihn mögen. Stellen Sie sich vor: Es ist das Ende eines langen, sonnenverwöhnten Sommertages, und Sie sind nicht in der Stimmung für eine Weinkarte, die so dick wie ein Roman ist. Nein, Sie wollen etwas Prägnantes, etwas, das nicht die Anleitung eines Sommeliers erfordert. Hier kommt das Magnolia Lisboa ins Spiel und bietet die perfekte Auswahl, um Ihren Gaumen zu verwöhnen – Tapas, die nichts weniger als kulinarische Poesie sind.

Spulen wir nun zum nächsten Tag vor. Stellen Sie sich Folgendes vor: Wir sind gerade von unserem sonnenverwöhnten Strandtag zurückgekehrt, mit einem Lächeln und sandigen Zehen. Aber Sie wissen ja, was man über Lissabon sagt – es ist eine Stadt mit einer Geschichte, die darauf wartet, an jeder Ecke eingefangen zu werden. Also beschlossen wir, unsere Kamera auszuprobieren und das Herz von Lissabon, das Stadtzentrum, zu erkunden.

Ich würde Ihnen hier gerne einen kleinen Einblick in einige dieser Bilder geben, aber ehrlich gesagt verdienen sie mehr als nur einen kleinen Platz in diesem Reisetagebuch. Deshalb werden sie bald einen eigenen Blogbeitrag bekommen. Es geht nicht nur um Bequemlichkeit, sondern darum, den leuchtenden Farben, den komplizierten Details und dem Charme der Straßen von Lissabon gerecht zu werden. Bleiben Sie also dran für die vollständige Galerie – es wird ein visuelles Fest werden!

Was ich aber noch erzählen muss, ist die letzte Bar, die wir an diesem Abend besuchten und die uns von den Besitzern der Imprensa Cocktailbar empfohlen wurde.

Quattro Teste

Das Quattro Teste liegt in einer malerischen kleinen Straße in Mouraria und ist ein wahres Juwel unter den Cocktailbars – eine der seltenen Entdeckungen, die sich unauslöschlich ins Gedächtnis einprägen. Das Ende 2021 von einem dynamischen Barkeeper-Duo aus Italien und dem Baskenland eröffnete gemütliche Kleinod ist eine Fusion von Aromen und Stilen, bei der es einfach Klick macht. Sie haben Lissabon mit Negronis aus dem Zapfhahn, Kalimotxo (ja, die Kombination aus Wein und Coca-Cola) und an der Wand montiertem baskischem Apfelwein beschenkt – Dinge, von denen Sie nicht wussten, dass Sie sie brauchen. Alf del Portillo und Marta Premoli sind die Köpfe hinter der Bar, und ihre herzliche, selbstbewusste Gastfreundschaft und erstklassigen Cocktails beweisen das. (Wissenswertes: Del Portillo wurde beim World Class Cocktail Competition 2015 zum Champion gekrönt).

Alles in allem ist klar, dass mich Lissabon und seine Schönheit völlig in seinen Bann gezogen haben. Auch wenn ich zu Beginn dieses Beitrags erwähnt habe, dass wir nicht einfach unsere Sachen packen und nach Lissabon ziehen, wäre ich nicht ganz ehrlich, wenn ich nicht zugeben würde, dass ich ein paar Mal darüber nachgedacht habe, in San Francisco zu bleiben. Lissabon hat mir gezeigt, wie schön das Leben in einer mediterranen Stadt sein könnte.

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