Weihnachtliche Stimmung in Singapur (und ein Besuch in der Heimat)

Acht Wochen Stress mit vielen spannenden Ereignissen, aber auch herausfordernden Situationen liegen hinter uns und es ist zum ersten Mal ein Punkt zum Durchatmen gekommen: Es ist Weihnachtszeit.

Ich konnte mir tatsächlich nie vorstellen, Weihnachten in einer warmen Umgebung zu verbringen. Auch wenn mir bewusst ist, dass die komplette Südhalbkugel Weihnachten im Hochsommer verbringt, ist es doch ungewohnt, wenn man auf der Nordhalbkugel groß geworden ist. 35 Grad und Sonne passen in meinen Augen einfach nicht zu Tannenbäumen, Schneemännern und Weihnachtsmusik.

In einer idealen Welt ist es zu dieser Jahreszeit kalt, dunkel und die Stadt ist im Schnee versunken. Man isst an den Adventswochenenden Klöße mit Rotkohl und Ente, es gibt zu jeder Tageszeit Lebkuchen und man trinkt Glühwein auf den unzähligen Weihnachtsmärkten in der Stadt. Alle sind in merklich positiver Vorfreude und in sinnlicher Stimmung – trotz des alljährlichen Weihnachtsstress’. Auch für mich ist Weihnachten in den letzten Jahren oft sehr stressig gewesen, dennoch liebe ich diese Zeit im Jahr.

In Singapur ist es im Dezember tatsächlich auch merklich kühler als beispielsweise im Juli während unseres Look-and-See-Trips. Aber kalt bedeutet eben weiterhin 26.1°C im Durchschnitt.

Da Singapur eine multi-kulturelle Stadt ist, in der viele Religionen gelebt werden, wird auch hier Weihnachten gefeiert. Allerdings ist nur der 25. Dezember ein offizieller Feiertag. Die Stadt bemüht sich trotzdem, eine weihnachtliche Stimmung zu erzeugen. So wird im Gardens by the Bay ein großer Weihnachtsmarkt, das Christmas Wonderland, aufgebaut und insbesondere die Orchard Road mit weihnachtlicher Dekoration eingehüllt. Zudem erklingen in jeder Mall und in jedem Supermarkt weihnachtliche Lieder.

Ich habe es zwar nicht für möglich gehalten, aber auch bei mir kam dadurch eine positive Vorfreude auf. Wir haben es uns natürlich nicht entgehen lassen, das Christmas Wonderland zu besuchen.

Christmas Wonderland

Eines Abends machten wir uns also auf den Weg zum Weihnachtsmarkt mitten unter den beleuchteten Supertrees im Gardens by the Bay. Direkt bei der Ankunft wurden wir von winterlichen, bunten Lichtskulpturen empfangen. Es gab ähnlich wie in Deutschland viele kleine Jahrmärkte, die Kerzen, Schmuck und andere Spielereien verkauft haben. Zudem gab es auch Fahrgeschäfte und sogar eine Eisbahn zum Schlittschuhlaufen.

Beim Essen mussten wir dann allerdings schon Unterschiede feststellen: Statt Rostbratwurst, gebrannten Maroni und ungarischem Baumstriezel, gab es Tacos, Mini-Donuts und missglückte Crêpes. Der Glühwein war leider auch nicht sonderlich gelungen.

Ein Highlight war sicherlich die Lichtershow in den Supertrees zu passender Weihnachtsmusik, die jede Stunde einmal vorgeführt wurde. Passend zur “Jahreszeit” wurde sogar “Schnell” versprüht. Wir haben es uns nicht nehmen lassen, den Moment auf der Wiese auf dem Rücken liegend zu genießen.

Danach sind wir noch ein wenig über das insgesamt sehr große Areal geschlendert und haben uns neben dem “Tunnel der Tausend Lichter” auch noch die Weihnachtsparade angesehen. Zum Ende haben wir dann noch einen Moment beim Live-Konzert verweilt und der schönen Musik gelauscht.

Auch wenn man den Weihnachtsmarkt nicht mit einem in Deutschland vergleichen kann, war es doch irgendwie ein witziger und sehr schöner Abend. Da wir schon mal in Stimmung waren, haben wir uns dann direkt noch einen Rotwein und Backzutaten gekauft und uns zu Hause richtigen Glühwein gekocht. Dazu gab es dann noch Vanillekipferl, die wir ebenfalls selbst gebacken haben (und auch der Whiskey durfte nicht fehlen 😉 )

Weihnachten mit der Familie und Freunden

Gerade mal acht Wochen nach unserem Umzug nach Singapur ging es direkt wieder nach Deutschland um Weihnachten mit der Familie zu verbringen. Ursprünglich wollten wir bereits im Sommer ins Ausland ziehen, allerdings hat sich insgesamt alles etwas nach hinten verzögert. Unter normalen Umständen würde ich einen größeren Abstand zwischen dem Umzug und dem ersten Urlaub im Heimatland wählen, um mehr Zeit für eine Eingewöhnung zu haben. Acht Wochen vergehen wie im Flug und man schafft es gerade einmal eine Wohnung zu finden, sich etwas einzurichten und ein bisschen die neue Umgebung zu erkunden.

Nichtsdestotrotz war es dennoch ein willkommener und schöner Break nach dem ganzen Stress und es war sehr schön die Familie und Freunde wiederzusehen. Und wir hatten ja auch bereits soviel zu erzählen, das hätte wahrscheinlich für zwei Urlaube gereicht.

Zugegebenermaßen, war es aber für mich tatsächlich nicht so erholsam, da ich die Tage vor Weihnachten noch im Berliner Büro arbeiten musste. Nach der Arbeit und auch an den freien Tagen war dann immer volles Programm mit Freunden und Familie. Auf der einen Seite war es sehr schön, auf der anderen aber auch anstrengend.

Nach einer schönen Weihnachtszeit in Berlin, ging es dann zurück in unsere neue Heimat. Insbesondere Verena war vor unserem Abflug nach Deutschland sehr skeptisch, wie das Gefühl sein würde, wieder Zeit mit der Familie und Freunden zu verbringen, nachdem wir acht Wochen so gut wie ohne soziale Kontakte ausgekommen waren.

Wir wussten nicht so recht, ob es uns nach einer schönen Zeit in Deutschland schwer fallen würde, nach Singapur zurückzukehren. Aber spätestens bei Ankunft in Changi hatten wir beiden ein ganz besonderes Gefühl des “Nach Hause kommen”. Hinter uns im Flugzeug saß eine deutsche Familie und beim Warten auf den Ausstieg fragte der Familienvater uns “Na, seid ihr auch wegen Silvester in Singapur?” und wir antworteten: “Nee, wir wohnen hier. Silvester verbringen wir in Vietnam”. Da haben wir das glaube ich zum ersten Mal gegenüber jmd. Fremden ausgesprochen und das Gefühl, das sich breit machte, ist unbeschreiblich. Wir waren fast ein bisschen stolz und voller Vorfreude auf unsere neue Heimat.

Viel Zeit werden wir jedoch gar nicht hier verbringen, denn wir in zwei Tagen geht es bereits weiter nach Vietnam. Wir freuen uns drauf! 🙂

Update Juni 2020: Ursprünglich hatte ich es besser gefunden, etwas mehr Zeit zwischen dem Umzug und dem ersten Heimaturlaub zu haben. Aber jetzt, da wir uns seit Wochen im Lockdown befinden und nicht abzusehen ist, wann wir wieder nach Deutschland reisen oder Besuch empfangen können, bin ich sehr glücklich, dass ich die Möglichkeit hatte meine Familie bereits zweimal in den ersten achten Monaten zu sehen. 


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