Die teuerste Stadt der Welt? Wie viel kostet das Leben in Singapur wirklich?

Singapur hat den Ruf weg, eine der teuersten Metropolen der Welt zu sein und landet regelmäßig unter den Top 10 der teuersten Städte der Welt. Bevor wir nach Singapur umgezogen sind, waren wir deshalb ein wenig unsicher, was uns genau erwarten würde. Im Rahmen unseres Pre-Move-Visits haben wir zwar einen ersten Eindruck erhalten, aber natürlich spiegeln die Ausgaben einer Woche nicht das eigentliche Leben wider.

Inzwischen leben wir seit über einem Jahr in Singapur. Zu Beginn haben wir extrem viel Zeit „auswärts“ in der Stadt und in Restaurants verbracht, seit der Pandemie haben wir allerdings viel Zeit zu Hause verbraucht. Inzwischen sollten wir einen guten Überblick über die Ausgaben in Singapur haben.

Eins kann man definitiv sagen: Singapur ist teuer. Wie und wofür man in Singapur sein Geld ausgibt, das wollen wir euch hier mal aufzeigen:

Wichtig: Wir schreiben hier als Expats, die in Singapur leben und entsprechend vor allem große Posten wie Lebenshaltungskosten berücksichtigen. Wenn ihr nur mal zu Besuch oder als Tourist zur Durchreise seid, dann gibt es sicher andere Kostenpunkte, aber einige der großen werden euch erspart bleiben.

Wohnung

Der Lebensraum ist DER größte Kostenfaktor in Singapur. Grundsätzlich gibt es zwei verschiedene Arten von gewöhnlichen Wohnarten. Die staatlich finanzierten Wohnungsbauten „HDB“ (Housing & Development Board), in denen vor allem Singapurer und Locals wohnen und die Condominium „Condos“, die hauptsächlich von Expats und auch nur für eine bestimmte Zeit angemietet werden. Es ist ziemlich unüblich, dass Locals in Condos leben und vice versa. Als Expats kommt man an eine lokale Wohnung überdies auch kaum ran. Zusätzlich gibt es noch die sogenannten „Black and White“-Houses, an die man aber schwer rankommt und die obendrein noch ziemlich teuer sind.

Das HDB Pinnacle@Duxton prägt das Stadtbild Singapurs

Mietpreise

Da wir in einem Condo leben, können wir auch nur von unseren Erfahrungen in dieser Hinsicht berichten. Im Rahmen der Suche nach einem Apartment haben wir unzählige Wohnungen gesehen. Unser Fokus lag auf einem 2-Zimmer-Apartment, das bedeutet zwei Schlafzimmer zusätzlich zu Gemeinschaftsräumen wie Wohnzimmer, Küche und Badezimmer. Die Preise für eine 2-Schlafzimmer-Wohnung (ca. 80 qm) liegen aktuell – je nach Lage – zwischen SGD 2,500 und SGD 6,000. Wenn man davon ausgeht, dass in Deutschland 30% des Netto-Haushaltseinkommens als eine gute Daumengröße für Miete gilt, müsste man für die Anmietung einer solchen Wohnung in Singapur also durchschnittlich zwischen SGD 7,500 (4.800 EUR) und SGD 18,000 (11.500 EUR) verdienen. Ihr merkt schon, Lebensraum ist extrem teuer. Dafür sind die Condos aber immerhin (beinahe) alle mit einem Pool, Fitnessstudio, einer BBQ-Area und weiteren Räumen zur Gemeinschaftsnutzung ausgestattet und bieten einen 24/7 Sicherheitsdienst.

Wohnnebenkosten

Zur Lebenshaltung zähle ich in diesem Fall neben Lebensmitteln auch die Kosten für Internet, Handy, Strom und Wasser. 

Die Kosten für Strom, Klimaanlage/Heizung und Wasser sind hier deutlich geringer als in Berlin. Im Durchschnitt sind es um die SGD 150.00 (95,00 EUR) Monat. Eine Heizung braucht man in den Tropen nicht, dafür fallen aber Kosten für die Nutzung der Klimaanlage(n) an. Außerdem muss diese viermal jährlich gewartet werden, das kostet pro Klimaanlage überall SGD 25.00.

Die Kosten für Handy und Internet sind vergleichbar zu Deutschland. Man muss aber positiv hervorheben, dass sich die Abrechnung all dieser Kosten deutlich unkomplizierter gestaltet, als in Deutschland. Man hat für jeden Anbieter eine App oder einen Online-Zugang und bezahlt meist mit einem Klick oder ganz automatisch.

Verkehrsmittel

Auto

Der Verkehr in Singapur wird staatlich reguliert, d.h. wenn man ein Auto kaufen möchte, muss man dafür eine Lizenz bezahlen, die für zehn Jahren gültig ist. Die Kosten für die Lizenz sind abhängig von der Marke und der Größe des Autos. So kann die Lizenz für ein großes deutsches Fabrikat gut und gerne mal SDG 140,000 (ca. 90.000 EUR) kosten. Und die Kosten für das Auto selbst sind ebenfalls höher, als in Deutschland. Wir mussten deshalb auf ein Auto verzichten.

Der Verkehr ist im Übrigen (oder wahrscheinlich genau deshalb) nicht ansatzweise so dicht wie in anderen Großstädten. Die Rush-Hour in New York, Berlin, London oder auch LA ist unseren Erfahrungen nach bei weitem schlimmer, als das was wir in Singapur hier täglich erleben. Von Jakarta haben wir bisher nur Gerüchte gehört, da soll es wohl katastrophal sein.

Sonstige Verkehrsmittel

Bei diesen Aussichten lernt man schnell die Vorzüge anderer Verkehrsmittel zu schätzen. Die öffentlichen Verkehrsmittel (Bus und MRT) sind sehr sauber und auch wirklich günstig. Wie in anderen modernen Großstädten (nicht Berlin ;)) zahlt man in Singapur für seine Strecke, d.h. man checkt sich an der Station an der man losfährt ein und beim Aussteigen wieder aus. Die Preise sind tatsächlich sogar etwas günstiger, als in anderen Großstädten wie New York oder London. Daniel zahlt für seine Arbeitsstrecke one-way täglich SGD 2.88 (1,83 EUR) für acht Stationen. Als Resident kann man jeglichen Weg ganz easy per tap-and-pay mit seiner Kreditkarte zahlen. Für Touristen gibt es eine Plastikkarte, die man nach einmaligem Erwerb beliebig aufladen kann.

Neben den öffentlichen Verkehrsmitteln gibt es noch Taxis und die Fahrdienste Grab und Gojek. Jeder, egal ob Tourist oder Einheimischer, wird diese Fahrdienste ganz schnell zu schätzen wissen. Sie sind nicht nur bequem per App zu bestellen, sondern in der Regel (wenn es nicht gerade regnet oder während der „Rush-Hour“ sehr günstig. Wir zahlen sehr häufig nur SGD 6.00 (3,80 EUR) und zum Flughafen im Schnitt um die SGD 18.00 (11,50 EUR). Wir können nur jedem, der nach Singapur kommt, empfehlen, die Apps Grab und Gojek vor der Ankunft herunterzuladen und sie direkt nach der Landung in Singapur einzusetzen.

Lebensmittel

Lebensmittel sind im Supermarkt etwas teurer, als in Deutschland. Es gibt im Internet mehrere Webseiten, wo man die genauen Kosten gegenüber stellen kann. Geht man danach, sind Lebensmittel in Singapur dreimal so teuer wie in unserer Heimatstadt Berlin. Das kann ich allerdings nur bedingt bestätigen. Ja, es ist sehr teuer hier, aber es hängt auch ein wenig vom Einkaufsverhalten ab.

Wenn man sich zum Beispiel nur mit lokalen Lebensmitteln, wie Reis, Hühnchen, asiatischem Gemüse und Früchten, wie z.b. Mango und Ananas eindeckt, dann findet man auf den sogenannten Wet Markets oder in lokalen Supermärkten gute Preise, die durchaus mit denen in Deutschland zu vergleichen sind. Wenn man allerdings auf „internationale“ Lebensmitteln wie Butter, Nüsse, Erdbeeren, Nutella, Fleisch, etc. Wert legt, sind die Kosten deutlich höher. Ein Päckchen Butter von Arla oder Kerrygold kostet zum Beispiel SGD 6–8.00 und wir haben auch schon Erdbeeren für SGD 24.00 (15,20 EUR) gesehen.

Ein Wet-Market, in dem es frisches Obst und Gemüse zu günstigen Preisen gibt.

Alkohol ist hier sehr teuer, da es hoch besteuert wird. Unter SGD 20.00 (12,70 EUR) bekommt man eigentlich nirgendwo eine Flasche Wein. Das Traurige ist, dass es exakt die gleichen Weinsorten gibt wie in deutschen, australischen oder amerikanischen Supermärkten und wir demnach die „eigentlichen“ Preise kennen. Wir haben zum Beispiel mal eine Flasche Rotwein für SGD 28.00 gesehen, die in Amerika bei Trader Joes USD 3.00 (!) kostet. In der Regel kostet hier aber eine Flasche ca. 30–50 % mehr, als in Deutschland. Bei Bier verhält es sich ähnlich, ein 6-er Corona kostet in Deutschland ca. 6,00 EUR und hier um die SGD 15.00 (~ 9,50 EUR).

Ausgehen: Essen & Getränke

Wenn es ums Essen geht, ist Singapur ein Land der Extreme. In den berühmten Hawker Centren bekommt man ein vollwertiges Mittagessen für SGD 3.00 – 7.00 (~ 1,90 EUR – 4,5 EUR). Es gibt in Singapur sogar zwei Hawker Stalls, die einen Michelin Stern bekommen haben. Ihr seht also: gutes Essen muss hier nicht unbedingt teuer sein.

Ein typisches Hawker Centre mit vielen verschiedenen Food Stalls in Singapur.

Hawker Food ist gut und günstig, allerdings isst man auch von Plastikgeschirr und mit Einmalstäbchen.

Geht man allerdings zu zweit in ein richtiges Restaurant, dann gibt man gut und gerne SGD 100 (~ 65,00 EUR) aus. Wenn man Drinks oder eine Flasche Wein bestellt, dann kommt man schnell auf SGD 180 (~ 95,00 EUR). Positiv ist, dass man in Restaurants immer Leitungswasser oder gefiltertes Wasser auf den Tisch gestellt bekommt, das sich wirklich gut trinken lässt. Von daher spart man wenigstens den Preis für Getränke, wenn man auf Softdrinks verzichten kann.

Wer nach dem Dinner noch Lust auf einen Abstecher in einen Pub oder eine Bar hat, findet in Singapur eine großartige Auswahl. Allerdings muss auch hier wieder tiefer in die Tasche gegriffen werden. Ein Glas Weißwein geht im Schnitt bei SGD 16.00 (~ 10,00 EUR) los, für Cocktails zahlt man im Schnitt SGD 25.00 (15 EUR). Es lohnt sich deshalb, nach Happy Hour Angeboten Ausschau zu halten, die es hier glücklicherweise vor allem in den beliebten Gegenden manchmal gibt. Wir haben schon Aperol Spritz für SGD 10.00 (~ 6,50 EUR) und Gin & Tonic für SGD 7.00 (~ 4,50 EUR) getrunken, die wirklich ausgezeichnet waren.

Sport und Freizeit

Während man für eine Mitgliedschaft im Fitnessstudio in Singapur monatlich überdurchschnittlich viel Geld hinlegen muss (SGD 130.00 / 82,00 EUR oder mehr sind hier keine Seltenheit, sondern werden tatsächlich als “günstige Einsteigerpreise gewertet), andere sportliche Aktivitäten wie Badminton, Tennis und Bowling sehr kostengünstig. Viele werden auch mit den Angeboten im Condo abgedeckt, da bezahlt man dann meist nur die Platzmiete o. ä.

Ein Kinobesuch in Singapur ist übrigens tatsächlich günstiger als ein solcher in Deutschland. Die Eintrittskarte kostet je nach Besuchszeit zwischen SGD 9.00 und 13.00 (5,70 EUR – 8,20 EUR). 

Wer durch einen der Parks, wie Southern Ridges, Fort Canning, McRitchie oder auch Bukit Timah Reservat wandern möchte, kann dies übrigens umsonst tun.

Am Strand von Sentosa oder auch dem East Cost Park kann man in Singapur entspannt die Beine und Seele baumeln lassen. Die Beach Clubs kosten größtenteils keinen oder nur sehr wenig Eintritt, allerdings muss man auf den Liegen bzw. Sitzmöglichkeiten Mindestumsätze erzielen, die zwischen SGD 50 und SGD 400 liegen, je nach Beach Club, Dauer und Position. Unter der Woche wird bei einigen Beach-Clubs, wie etwa dem Rumours Beach Club aber auch gar kein Mindestumsatz erwartet.

Touristenattraktionen

In Singapur gibt es eine Vielzahl von Touristenattraktionen, insbesondere auf der Spaß- und Erlebnisinsel Sentosa kann man einiges erleben. Aufgrund des Lockdowns konnten wir die meisten davon leider noch nicht selbst erkunden, die Preise beruhen deshalb nicht auf unseren Erfahrungen, sondern sind den jeweiligen Websites entnommen.

  • Singapore Flyer (Riesenrad): SGD 33 (21 EUR)

  • Singapore Zoo: SGD 39 (25 EUR)

  • Cloud Forest / Flower Dome: SGD 28 (18 EUR)

    Residents bekommen manchmal einen ermäßigten Preis.

Shopping

Wer Singapur shoppen gehen möchte und hofft ein wahres Schnäppchen zu schießen, wird leider enttäuscht. Es gibt zwar die meisten europäischen und internationale Marken wie Zara, H&M und Massimo Dutti neben Luxusmarken wie Louis Vuitton, Dior, Chanel, Gucci, und anderen, leider sind die Preise aber nicht die gleichen. Ich würde sagen, dass die Klamotten hier im Schnitt 10 % teurer sind als in Deutschland. Bei den Luxusmarken sind es eher 15-20 %.

Hotel- und Übernachtung

Preise für Hotels und Hostels liegen in Singapur im internationalen Vergleich im Durchschnitt. Natürlich gibt es auch hier mit dem Marina Bay Sands, dem Fullerton Hotel und dem Raffles Ausnahmen. Man bekommt aber durchaus für SGD 120.00 – SGD 150, also 50–100 EUR die Nacht ein qualitativ gutes Hotel und über Websites wie Expedia gibt es auch in Singapur das ein oder andere Schnäppchen.

Also: Worauf wartet ihr noch? Kommt uns besuchen!


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