So war das Leben in Singapur | Zwei Jahre in der tropischen Metropole
Auch wenn wir Singapur viel früher als geplant verlassen haben und sich das Kapitel hier auf dem Blog langsam dem Ende neigen wird, wollte ich die Chance nutzen, um noch ein paar letzte Worte über das Leben in Südostasien zu verlieren. Die vielen Emotionen, die mit Singapur verknüpft sind, mal außen vor gelassen, habe ich versucht, die wichtigsten Fakten über das Leben in Singapur zusammenzutragen. In der Hoffnung, damit denjenigen, die einen Umzug in den südostasiatischen Stadtstaat in Erwägung ziehen, nützliche Informationen für die Vorbereitung zu geben. Ich erzähle euch alles, was ihr über das Leben in Singapur wissen müsst, wie ihr euch in den Tropen kleiden solltet und wie man mit anderen Kontakt aufnimmt.
Die Fakten:
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Größe: 728,6 km² / 281.3 mi² / (Singapur ist eines der zwanzig kleinsten Ländern der Welt)
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Einwohnerzahl: 5,5 Millionen, knapp 1/5 davon sind Ausländer/Zugezogene
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Sprachen: Englisch, Tamil, Malay, Mandarin
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Währung: $ Singapur Dollar (SGD), 1 SGD ~ 0.74 USD, ~ 0.64 EUR
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Andere Namen: Singapura, Little Red Dot, Lion City
Singapur zählt aufgrund der günstigen Arbeitsbedingungen, der florierenden Wirtschaft und des stabilen politischen Systems zu einem der besten Länder für Expats. Kein Wunder also, dass so viele Menschen davon träumen, einmal in dem Inselstaat zu leben. Wobei solche Allgemeinaussagen zumindest aktuell meiner Meinung nach mit Vorsicht zu genießen sind, denn Singapur hat sich während der Pandemie ganz schön verändert… Mehr darüber könnt ihr aber in genug anderen Beiträgen lesen, hier soll es heute vor allem um die Fakten gehen.
Abgesehen von der Pandemie und den damit verbundenen Einschränkungen gilt Singapur laut Global Peace Index als eines der sichersten Länder der Welt, mit konstant niedrigen Kriminalitätsraten, einem transparenten Rechtssystem und einer zuverlässigen Polizei, die von „proaktiven Bürgern“ unterstützt wird. Auch die Wirtschaft ist nach wie vor sehr stark und stabil, was vor allem für Ausländer ein wichtiger Faktor sein kann. Und nicht zuletzt ist Singapur unglaublich sauber und gepflegt, vor allem im Vergleich zu anderen asiatischen Ländern. Singapurs erster und längster Premierminister, Lee Kuan Yew, alias LKY, hat ganze Arbeit geleistet, als er 1967 seine Vision der „Gartenstadt“ vorgestellt hat. Seitdem hat die Stadtentwicklung daran gearbeitet, Singapur noch sauberer und grüner zu machen, mit Gebäuden, die mit Pflanzenwänden bedeckt sind, und Straßen und Autobahnen, die von schirmartigen Regenbäumen beschattet werden. Singapur ist damit für Fans der Tropen und der Natur sicherlich ein ganz besonders paradiesischer Ort zum Leben.
Die Kultur in Singapur
Singapur ist dafür bekannt, ein multikulturelles Land zu sein. 76,2 % der Bevölkerung ist chinesischer Herkunft, 15 % sind Malaien und 7,4 % sind Inder. Damit einher geht auch eine große Vielfalt an Religionen, wobei der Buddhismus besonders häufig vertreten ist. Die Diversität an Kulturen spiegelt sich auch in den bundesstaatlichen Feiertagen wider, die ein Potpourri internationaler und multireligiöser Feiertage sind, wie das chinesische Neujahrsfest, Weihnachten (christlich), Deepawali (hinduistisch), Eid al-Fitr (islamisch) und Vesak (buddhistisch). Fällt ein Feiertag aufs Wochenende, geben Unternehmen ihren Mitarbeitern übrigens meist den darauffolgenden Montag frei, wodurch jedem religiösen Fest gleicher Respekt gezollt wird.
Asiatische Länder und somit auch Singapur gelten als kollektivistisch geprägte Kulturen (nach Hofstede), was in einem krassen Gegensatz zu westlichen Ländern steht, die tendenziell als individualistisch eingeordnet werden. Für alle, die eine Auffrischung in interkulturellem Management brauchen, hier ein paar Erklärungen dazu: Hofstede beschäftigt sich vor allem mit der Prioritätensetzung innerhalb der Gesellschaft auf das Individuum oder auf die Gruppe. In einer individualistisch ausgeprägten Gesellschaft steht das Individuum im Vordergrund und der Einzelne strebt in der Regel nach sich selbst und bekommt dafür Anerkennung, während in kollektivistisch geprägten Kulturen das Kollektiv dem Individuum vorgezogen wird. Das “Wir-Gefühl” steht hier über dem “Ich-Gefühl”.
Die kulturelle Ausprägung hat weitreichende Auswirkungen auf viele Aspekte des Lebens und die Wahrnehmung des Individuums, aber auch den Umgang miteinander: Als kollektivistisch geprägte Gesellschaft sind die Menschen in Singapur von ihren kulturellen Grundsätzen dazu angehalten, das Ziel der Gesellschaft über die persönlichen Bedürfnisse und Wünsche zu stellen und Wert auf Gruppenharmonie und Bescheidenheit zu legen. Ich, als gebürtige Deutsche, bin vielmehr westlich geprägt, also tendenziell individualistisch, was zur Folge hat, dass man so manches nur schwer nachvollziehen kann, oder selbst ganz anders handeln würde, als die anderen es tun. Glücklicherweise hatte ich interkulturelles Management in der Uni, musste mir aber dennoch immer wieder die fundamentalen Unterschiede der Kulturen in Erinnerung rufen, um bestimmte Verhaltensweisen meiner Mitbürger in Singapur erklären oder nachvollziehen zu können. Wobei man sagen muss, dass ich den Fall Singapur konkret nicht vorher besprochen hatte, wobei er doch relativ einmalig ist. Bereits in einem Spiegelbericht von 1976 kann man nachlesen, wie der ehemalige Premiermenister Lee das Zielt hat, in seinem Inselstatt eine neue, “resistente” Gesellschaft aufzubauen. Eine Gesellschaft voller zäher, anpassungsfähiger, gehorsamer Menschen. Ich würde behaupten, das ist ihm ganz gut gelungen.
Die Unterschiede in der Gesellschaft und ihrer Kultur wurden während der Pandemie besonders deutlich: Da der Kollektivismus persönliche Beziehungen höher bewertet als individuelle Eigenschaften, gilt jegliches Verhalten, das die individuelle Freiheit und das individuelle Verlangen hervorhebt, als absolut unangebracht. Während also die Menschen in den westlichen Ländern für ihre persönlichen Rechte auf die Straße gingen und das Ende der Lockdowns forderten, wurden sie von den Singapurern regelrecht ausgelacht und als „die egoistischen Westler” verspottet. Kollektivistisch geprägte Singapurer konnten einfach überhaupt nicht verstehen, warum Leute aus dem Westen für ihre individuellen Bedürfnisse laut werden oder gar demonstrieren würden, im Gegenteil, sie schämten sich dafür! (Übrigens, ich nehme hier keine Stellung für oder gegen Demonstrationen während der Pandemie ein, sondern führe das Beispiel auf, weil es die große Kluft zwischen individueller und kollektiver Kultur so klar darstellt. Zudem sind öffentliche Demonstrationen in Singapur grundsätzlich verboten, was irgendwie für sich selbst spricht.)
Aber das war noch lange nicht alles: Hotelmanager, Restaurantbesitzer und Piloten, die ihren Job durch die Pandemie nicht weiter ausüben konnten, wurden völlig selbstverständlich als Lebensmittelauslieferer oder Safe Distancing Ambassadors eingesetzt. Ich möchte behaupten, dass so etwas für einen „individualistisch“ geprägten Piloten mit einer teuren und langwierigen Ausbildung nur schwer vorstellbar ist, auf einmal Pizzen auszuliefern. In Singapur war das aber ganz normal und wurde auch nicht weiter hinterfragt, oder kommentiert, sondern – wenn überhaupt – gefeiert.
Der Wert des Kollektivismus erstreckt sich nicht nur auf den Umgang mit anderen in der Gesellschaft, sondern auch auf die soziale Interaktion in der Familie. So wird beispielsweise von Kindern erwartet, dass sie mindestens bis zur Gründung ihrer eigenen Familie bei ihren Eltern leben, meist sogar noch viel länger. Es wird außerdem nicht gern gesehen, oder gar akzeptiert, wenn Paare unverheiratet zusammenziehen, was dazu führt, dass sich so manch einer verlobt, nur um ausziehen zu können, und andererseits viele Verlobte noch weiterhin im Kinderzimmer ihres Elternhauses wohnen. Auch nach dem Auszug wird von den Kindern erwartet, dass sie sich um ihre Eltern und Großeltern kümmern, insbesondere finanziell. Generell wird Senioren in Singapur großer Respekt entgegengebracht.
Sprache & Kommunikation in Singapur
Obwohl Englisch als eine der Amtssprachen Singapurs gilt, sprechen die Bewohner im Alltag eigentlich Singlish, eine englisch-basierte Kreolsprache. Diese entstand mit der Ankunft der Briten in Singapur sowie durch Einfluss der weiteren offiziellen Amtssprachen (Malaiisch, Mandarin und Tamil) und anderen lokalen Dialekten (Hokkien, Bengali oder Kantonesisch).
Im Singlishen gibt es eigene Wörter, wie „Hawker Center“ oder „Wet Market“, von denen es tatsächlich 27 ins Oxford Dictionary geschafft haben. Daneben gibt es auch Kombinationen, die aus zwei Sprachen entlehnt sind: lim kopi (dt. „Kaffee trinken“) ist zum Beispiel eine Kombination aus dem Hokkien-Wort lim für „trinken“ und dem malaiischen Wort kopi für „Kaffee“. Im Singlischen gibt es zudem auch Suffixe, die das Wort oder den Satz davor betonen, wie lah, leh, lor oder auch ah. Zudem hat Singlish einige Eigenarten in der Grammatik, die sich vom Englischen unterschieden. Besonders auffällig ist die Auslassung von Wörtern und Artikeln und die Verdrehung der Satzbestandteile im Satzbau, wie zum Beispiel hier: „Must buy for him lah, otherwise he not happy!“
Der Unterschied zwischen dem Englischen wird aber nicht nur in der Wortwahl oder der grammatikalischen Struktur deutlich, sondern allen voran in der Aussprache: Diese wird vom Malaiischen sowie dem südchinesischen Dialekt Hokkien beeinflusst – zwei fundamental anderen Sprachen. Das hat zur Folge, dass Singlish in einem Silben-zählendem Rhythmus gesprochen wird, was der Sprache einen stakkatoartigen Klang verleiht.
Übrigens ist das Sprechen von Singlish in Singapur zwar geläufig, aber sehr umstritten: Viele Singapurer und speziell die Regierung von Singapur betrachten Singlish als eine peinliche Variante des Englischen, andererseits verbreitet sich Singlish zunehmend als Erstsprache unter der Bevölkerung in Singapur, weshalb die Entwicklung nun kaum mehr aufzuhalten ist.
In Singapur werden allgemein gerne Abkürzungen verwendet und Initialismen sind in der Sprache sehr weit verbreitet. Viele sind mittlerweile sogar bekannter und werden häufiger verwendet als die vollständige Form der Wörter, für die sie stehen. Man sollte die Bedeutung von Abkürzungen wie CBD, HDB oder SHN kennen, um sich im Land zurechtzufinden. Während der Pandemie ist die Verwendung von Abkürzungen etwas aus dem Ruder gelaufen und hat die Kommunikation teilweise extrem schwer verständlich, gar lächerlich gemacht. Der Lockdown, welcher zu Beginn als „Circuit Breaker“, kurz „CB“ bezeichnet wurde, bekam mit der Zeit immer mehr Verlängerungen und somit neue Bezeichnungen, sodass auch die Abkürzungen immer mehr Buchstaben und Zahlen bekamen. Das Wort CBP2HA, mit dem dann tatsächlich in den offiziellen Nachrichten kommuniziert wurde, handelte sich also nicht etwa um eine chemische Formel, sondern um die Abkürzung für Singapurs „Circuit Breaker Phase 2 Heightened Alert”-Phase.
Was ich auch noch bemerkenswert finde: Die Stadt Singapur wird wie ein Unternehmen geführt. Obwohl ich mit vielen Dingen und allen voran Regeln, und Kontrollmaßnahmen, die während unserer Zeit dort aufkamen, so meine Schwierigkeiten hatte, muss ich zugeben, dass ich die Art der Kommunikation beeindruckend finde. Was auch immer die Regierung uns mitteilen wollte, sie tat es auf eine einzigartige, detailreiche und dabei farbenfrohe Art und Weise, die aus Marketingsicht Singapur perfekt repräsentiert hat. Ein urkomisches, aber gutes Beispiel sind diese Spots, mit denen die Regierung über die Covid-19 Impfung aufklären und für sie werben wollte. Man kann hier auch gut das „Singlish” hören sowie die Verwendung von für die Sprache einzigartige Wörter, wie „gahmen“, Singlish für „Regierung“ (engl. Gouvernement):
Was für (westliche) Ausländer in Singapur wohl eher ungewöhnlich ist, ist die Tatsache, dass die Berichterstattung über Fernsehen und Medien von der Regierung zensiert wird. Die Behörden haben die Befugnis, alle Formen von journalistischen Inhalten zu kontrollieren, wobei Verleumdungsklagen üblich sind und manchmal mit einer Anklage wegen Unruhestiftung, oder Volksverhetzung einhergehen können, was wiederum mit bis zu sieben Jahren Gefängnis bestraft werden kann.
Das erklärt auch, warum Singapur im weltweiten Pressefreiheitsindex von Reporter ohne Grenzen derzeit auf Platz 160 von 180 (!) rangiert, was das Land als „sehr schlecht“ einstuft. Behaltet das unbedingt im Hinterkopf, wen ihr über Singapur recherchiert oder irgendeine Form von Nachrichten aus dem Land lest, was leider auch diesen Blog mit einschließt. (Es soll vorkommen, dass Bloggern mit bis zu zwanzig Jahren Gefängnis gedroht wird, wenn sie bestimmte Artikel nicht entfernen oder verändern.)
Das tropische Wetter in Singapur
Da Singapur sehr nahe am Äquator liegt, ist das Klima tropisch. Es herrschen das ganze Jahr über gleichmäßigen Temperaturen, die von hoher Luftfeuchtigkeit und reichlich Niederschlag geprägt sind. Man muss sich darauf einstellen, sofort zu schwitzen, sobald man das Haus verlässt. Leider sieht man in Singapur auch gar nicht so häufig die Sonne, denn es ist meist zugezogen und die hohe Luftfeuchtigkeit verschleiert die Sicht noch zusätzlich. Die Singapurer beschweren sich eigentlich immer über die extreme Hitze (so hot lah!), daher sind öffentliche Räume wie z. B. Einkaufszentren stark klimatisiert und manchmal eiskalt.
Kleidung in Singapur
Da sich das Wetter in Singapur innerhalb von Minuten ändern kann, nehmen sich die meisten einen Regenschirm und Flip-Flops mit, um für eventuelle Regenfälle gewappnet zu sein. Zu Verabredungen oder wichtigen Treffen hatte ich größtenteils luftige, weite Kleidung aus Viskose, Baumwolle oder Seide an und war über die kühlenden Eigenschaften und Luftdurchlässigkeit der Materialien echt dankbar. Für die kalten Innenräume hatte ich aber immer noch etwas Warmes dabei und es mag schon vorgekommen sein, dass ich bei 30 Grad Außentemperatur mit einem Wollpulli drinnen saß und gefroren habe… Denn drinnen ist es teilweise wirklich SEHR kalt. Im Alltag und bei Spaziergängen hab ich vorwiegend zu Sport- oder Funktionskleidung gegriffen, um Feuchtigkeit vom Körper wegzuhalten. Aber auch diese konnte nicht das Unumgängliche verhindern: Einen feuchten Film hat man in Singapur eigentlich spätestens nach 15 Minuten immer auf der Haut. Seit April 2020 ist es außerdem Pflicht, beim Verlassen des Hauses eine Maske zu tragen, diese ist aus der Garderobe also nicht mehr wegzudenken.
Wie man sich in Singapur fortbewegt & der öffentliche Nahverkehr
Singapur hat ein ziemlich modernes Metronetz, das MRT (Mass Rapid Transit), das übrigens das älteste, verkehrsreichste und umfassendste Schnellverkehrssystem in Südostasien ist. Man kann sich eine Prepaid-Karte besorgen, oder einfach mit seiner Kreditkarte (zB über Apple Wallet zahlen) – super einfach und effizient und dabei noch kostengünstig. Ich persönlich hatte jedoch den Eindruck, dass das Netz noch ausbaufähig war, allerdings hat die Regierung von Singapur den Ausbau der Strecken für die nächsten Jahre angekündigt und die vielen Baustellen in der Stadt lassen auf Progress hoffen. Zudem gibt es ziemlich viele Buslinien, die die Lücken im MRT-Netz gut abdecken. Und dann gibt es noch Grab, bzw. Gojek, Singapurs Version von Uber, mit der man extrem günstig, schnell und einfach überall hinkommt.
Da wir sehr zentral gewohnt haben, konnten wir auch ziemlich vieles zu Fuß erreichen. Generell ist Singapur dicht besiedelt und dadurch gut ablaufbar, denn die wichtigsten Gebiete liegen nah beieinander und sind gut miteinander vernetzt. Da es viele Schnellstraßen und nur wenige Kreuzungen im Zentrum gibt, sind viele Bürgersteige nur an bestimmten Stellen mittels überdachter Treppenbrücken verbunden. Was ganz schön anstrengend sein kann, wenn man eigentlich an einer bestimmten Stelle die Straße überqueren wollte, durch die Brücke aber erstmal zweihundert Meter in die falsche Richtung laufen muss.
Für südostasiatische Verhältnisse gilt Singapur übrigens als extrem dynamisch und schnell, wobei ich finde, dass man die Stadt kaum mit großen Metropolen wie New York, London oder sogar Berlin vergleichen kann. Passanten laufen in der Regel ziemlich langsam, schlürfen gar, was wohl auch auf die extreme Hitze und hohe, schwere Luftfeuchtigkeit zurückzuführen ist.
Lebenshaltungskosten in Singapur
Singapur bietet einen sehr hohen Lebensstandard, der allerdings auch seinen Preis hat. Die Stadt wird oft als das teuerste Land der Welt bezeichnet, weshalb ich in der Vergangenheit bereits einen eigenen Blogbeitrag über die Lebenshaltungskosten in Singapur verfasst habe. Es gibt zwar Möglichkeiten, die Kosten zu senken, zum Beispiel, wenn man in einem HDB wohnt (öffentliche Wohnungen in Singapur), nur in Hawker Centres isst (die teilweise billiger sind als das Kochen zu Hause) und die öffentlichen Verkehrsmittel nutzt, aber man gibt wahrscheinlich trotzdem immer noch mehr aus als in seinem Heimatland und ganz bestimmt mehr als irgendwo sonst in Südostasien.
Und wo man in Singapur leben sollte
Die meisten Expats mieten eine Wohnung in Singapur. Einige wenige wohnen in sogenannten ‘Black and White Houses’ und mir sind in der ganzen Zeit nur zwei Paare begegnet, die in einem HDB gewohnt haben. Condos gibt es überall in der Stadt verteilt, doch manche Gegenden sind beliebter als andere. Während unserer Zeit in Singapur habe ich die schönsten und interessantesten Viertel bereits separat vorgestellt. Deshalb hier nur ganz kurz die Wohngegenden, die ich empfehlen kann. Wenn ihr mehr über diese wissen wollt, klickt auf die Links, die euch zum Beitrag führen.
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River Valley/Robertson Quay – Hier haben wir selbst gewohnt, deshalb muss Robertson Quay auch als erstes genannt werden. Wir haben diese Nachbarschaft am Singapore River geliebt und waren echt glücklich dort. Die Nachbarschaft kommt gleich hinter den populäreren Quays (Deutsch: Kai) Boat Quay und Clarke Quay, am Singapore River. Entlang des Flusses findet man viele moderne Condos, Coffee-Shops, Yoga Studios und beliebte Fitnessketten (Orange Theory) sowie einzelne Bars und wirklich gute Restaurants (Publico!) und das wohl beste Einkaufszentrum für Lebensmittel und Co (Great World!). Robertson Quay grenzt zudem an den fantastischen Fort Canning Park, der sich zum Joggen oder Spazieren wunderbar eignet. Hier liegt auch die (bislang) einzige MRT Station, eine weitere wird aber gerade in der Great World gebaut und wohl 2023 fertiggestellt werden. Generell ist aber so ziemlich alles von Robertson Quay aus fußläufig zu erreichen (Orchard, Boat Quay, Tiong Bahru, Telok Ayer und der CBD), da es so extrem zentral liegt. Sofern man gerne läuft, versteht sich. Entlang des Singapore Rivers kommt man über den APC (Alexandra Park Connector) sogar bis zur Marina Bay, bzw. eigentlich bis ans Ende der Halbinsel.
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Bugis/Kallang/Arab Street – Aufgrund seiner außergewöhnlich zentralen Lage ist die Gegend rund um die Arab Street wohl eine der besten Wohnviertel in Singapur – für diejenigen, die es bunt und trubelig mögen. Kallang bzw. Bugis sind vielfältig, farbenfroh und multikulti, mit der imposanten Sultan Moschee inmitten auf der Arab Street im Kampong Glam Quarter, der trubeligen Haji Lane mit vielen hippen Cafés und kleinen Boutique Shops und der Atlas Bar in einem Art Deco inspiriertem Gebäude (Gotham City), die weltweit als eine der besten ihrer Art gezählt wird.
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Tiong Bahru — ein Viertel mit viel Persönlichkeit, entspannter Atmosphäre und einer einzigartigen Café-Kultur. Das malerische Viertel ist das älteste Singapurs (mehr dazu in meinem Guide) und beherbergt meine Lieblingsbäckerei mit dem passenden Namen „Tiong Bahru Bakery“. Und obwohl die Gegend einen ziemlich gemütlich und abgeschotteten, sehr autarken Eindruck macht, liegt sie mitten im Zentrum Singapurs, direkt neben China Town und dem CBD.
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Katong/Joo Chiat — Ein lebhaftes Viertel mit sehr lokalem Flair, in das sich in der Regel eher die alteingesessenen Expats in traditionelle Townhäuser zurückziehen. Dort sollen die Mieten günstiger und die Grundrisse einzigartiger sein. Joo Chiat ist zugegeben etwas weiter vom Stadtzentrum entfernt, bietet aber in seinen lebhaften kleinen Straßen alles, was man zum Leben braucht und der East Coast Park mit seinem Strand ist ebenfalls direkt um die Ecke und bietet Möglichkeit für ausgedehnte Spaziergänge und Fahrradtouren.
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Tanjong Pagar/Telok Ayer — Das südlich von Chinatown gelegene Tanjong Pagar (inklusive des Teiles rund um die Club Street) ist ein Paradies für Foodies und Barliebhaber und bietet zudem auch noch eine ausgezeichnet zentrale Lage. Neben charmanten historischen Geschäftshäusern, die die Straßen säumen, gibt es auch einige moderne Hochhauswohnungen und Eigentumswohnungen, die durch Panoramafenster einen atemberaubenden Blick auf die Stadt bieten. Tanjong Pagar war eine meiner liebsten Gegenden und es verging kaum ein Wochenende, an dem ich nicht in einer meiner Lieblingsbars dort war. Deshalb hab ich über Tanjong Pagar auch einen eigenen Beitrag geschrieben.
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Holland Village – Galt lange Zeit als eines der beliebtesten Viertel für Expats, vor allem für jene mit Kindern, wegen der Nähe zu internationalen Schulen und der guten Anbindung zur Stadt mittels der blauen MRT-Linie. Ich persönlich empfand Holland Village immer als ein wenig zu weit draußen, aber es ist definitiv das richtige für alle Naturliebhaber und solchen, die gerne in der Nähe vom Botanischen Garten und dem super tropischen Bukit Timah Reserve leben wollen und stundenlange Ausflüge ins Grüne am Wochenende lieben.
Die Food Szene in Singapur
Wer diesem Blog schon ein wenig folgt, der weiß, dass ich ein echter Foodie bin und die meiste Zeit in Singapur damit verbracht habe, die coolsten Restaurants zu erkundschaften, auf die Rooftopbars mit der besten Sicht zu gehen und den leckersten Kaffee auszuprobieren. Generell gibt es in Singapur eine fantastische Auswahl an internationaler Küche mit Einflüssen aus der malaiischen, indonesischen und chinesischen Küche plus dem Singapurer-Twist. Auch alle bekannten Restaurantketten (Burger King, Din Thai Fung) sind in Singapur vertreten, plus solche, die man eher selten außerhalb ihres Ursprungslandes findet, wie etwa L’adurée, Shake Shack, oder Outback Steakhouse. Die Vielfalt an Restaurantoptionen, mit welcher der Inselstaat auf knapp 700 km² aufwartet, ist einzigartig, aber auch sehr kostenintensiv, denn günstig ist das Essengehen in Singapur leider nicht. Dafür kann man sich relativ günstig in den so bekannten Hawker Centern sattessen. Auch hier ist das Essen für Streetfood außergewöhnlich gut und man bekommt einen wunderbaren Eindruck von der lokalen Küche und ihren Gebräuchen.
Die Arbeitskultur in Singapur
Ich persönlich war nie bei einem in Singapur ansässigen Unternehmen beschäftigt, da sich die Arbeitsgenehmigungen leider während unseres Aufenthalts geändert haben. Aber nach dem, was ich von berufstätigen Freunden, einschließlich meines Mannes, gehört habe, ist die Arbeitskultur in Singapur sehr asiatisch orientiert und daher ganz anders als das, was wir aus westlichen Ländern gewohnt sind. Es herrscht ein sehr hierarchisches Arbeitssystem mit vielen Regeln und Vorschriften, in dem es nicht von Mitarbeitern nicht unbedingt erwünscht ist, offen Ideen auszutauschen oder Fragen zu stellen. Man folgt hier einem bestimmten Arbeitsmuster. So ist es auch eher nicht üblich, mit den Kollegen in die Mittagspause zu gehen oder sich nach der Arbeit zu verabreden. Was die Kultur im Allgemeinen betrifft, so wird älteren Menschen und Seniorität am Arbeitsplatz großer Respekt entgegengebracht, und da die Singapurer gerne bis ins hohe Alter arbeiten, gibt es tatsächlich viele Senioren, die in öffentlichen Einrichtungen wie Lebensmittelgeschäften arbeiten, was mich immer wieder erstaunt hat.
Die expat community
All die voran genannten Gründe sind wohl bereits attraktiv genug, um ein paar Jahre nach Singapur zu kommen und dort zu arbeiten. Kein Wunder, dass es knapp 1,3 Millionen Ausländer in Singapur gibt, die eine hervorragende Expat Community bilden. Es ist demnach ziemlich einfach, mit anderen in Kontakt zu kommen, auch wenn die Kontaktwege für mich zu Beginn eher unüblich waren. Am Anfang haben wir versucht, über lokale Coffee-Shops und Co-Working-Spaces Gleichgesinnte zu treffen und mit ihnen in Kontakt zu kommen, mussten aber schnell feststellen, dass es in Singapur viel einfacher ist, sich digital mit anderen zu connecten. Mit Facebook und What’s App als wichtigste Kommunikationskanäle im Alltag gibt es dort auch viele Gruppen mit allen möglichen Themen, über die man sich mit anderen austauschen kann. Ich habe die meisten Freunde über Apps wie Bumble BFF, Instagram und Meet Up sowie über lokale Veranstaltungen (vor Covid) kennengelernt. Nachfolgend sind einige Facebook-Gruppen, in denen es sich lohnt, Mitglied zu werden, um wertvolle Informationen zu erhalten und Gleichgesinnte zu finden:
Und hier sind die Links zu den genannten Apps, mit denen ich die meisten meiner Freunde gefunden habe:
Wow, dieser Beitrag ist viel länger geworden, als ich ursprünglich geplant hatte, aber es hat wirklich Spaß gemacht, nochmal unser Leben in Singapur Revue passieren zu lassen und in Erinnerung zu schwelgen. Ich hoffe, dass dieser Beitrag für alle nützlich ist, die überlegen, nach Singapur zu ziehen, oder sogar für solche, die dort bereits leben. Auch wenn ich nicht behaupten kann, dass ich die beste Zeit meines Lebens in Singapur verbracht habe, so ist es grundsätzlich ein großartiger Ort zum Leben, und ich persönlich schätze all die Erfahrungen, die ich in den zwei Jahren dort sammeln durfte. Sie werden mir mit Sicherheit in Zukunft für einen etwaigen weiteren Auslandsaufenthalt nur von Vorteil sein. Aber dazu ein andermal mehr. Bis ganz bald!