Einzug in die Wohnung
Nach unzähligen Wohnungsbesichtigungen und einem zähen Entscheidungsprozess inklusive endloser Verhandlungen war es dann endlich soweit; Fünf Wochen nach unserer Ankunft haben wir den Vertrag für eine Wohnung in Singapur unterschrieben. Am Ende hatten wir tatsächlich auch ziemlichen Zeitdruck, da unser Container bereits in Singapur angekommen war und wir die Sachen innerhalb von einer Woche entgegennehmen mussten. Andernfalls hätten wir für jeden weiteren Tag, den der Container im hiesigen Lagerhaus stand, Geld zahlen müssen. Und da Platz in Singapur ein seltenes Gut ist, wäre dies sehr teuer geworden.
Geld aufbringen
Apropos teuer und viel Geld. Wohnraum ist in der Metropole Singapur Mangelware und daher (neben einem Auto und Alkohol 😉 ) der größte Kostenfaktor. Im internationalen Vergleich eröffnet Singapur die TOP 10 der höchsten Mietpreise weltweit. Für uns gebürtige Berliner waren die Preise schon ein ziemlicher Schock, ganz ehrlich. Insbesondere, da wir am Anfang ja gar kein lokales Konto hatten und mit unserer deutschen Kreditkarte zahlen mussten, die wiederum mit einem deutschen Konto verknüpft war, das irgendwann nicht mehr aufgefüllt wurde. Generell haben wir, was den Geldtransfer angeht, mit der Website TransferWise (heißt jetzt nur noch Wise) super gute Erfahrungen gemacht. Damit kann man Geld von Deutschland in jegliche andere Währungen zu einem fairen Umrechnungskurs transferieren und zahlt dafür kaum Gebühren. Zum Vergleich: Andere lokale Banken nehmen dreistellige Beträge für eine Auslandsüberweisung. Nein danke.
Über neben der hohen monatlichen Belastung sind aber auch die beim Einzug fälligen Kosten nicht zu unterschätzen. Zwei Monatsmieten als Kaution plus die erste Miete im Voraus werden da auf einmal fällig. Hinzu kommt die sogenannte Stamp Duty für das offizielle „Abstempeln“ der Wohnungspapiere. Dafür sind noch einmal 0,4 % der Vertragssumme (Laufzeit x monatliche Miete) aufzuwenden. Zusätzlich haben wir noch Türen in der Wohnung entfernen und einlagern lassen, was uns ebenfalls etwas Geld gekostet hat. Es gibt eben auch „nicht notwendige“ Reparaturarbeiten zu leisten, die der Vermieter nicht übernimmt. Alles in allem war eine Stange Geld fällig, was einen erheblichen Einschnitt in die private Haushaltskasse hatte, wie ihr euch sicherlich vorstellen könnt. Dazu lebten wir erst seit kurzem in Singapur und hatte gerade erst unser Konto eröffnet. Daher mussten wir das Geld erst einmal von Deutschland nach Singapur transferieren. Bei internationalen Überweisungen werden heutzutage trotz globaler Welt immer noch hohe Gebühren fällig. Wir haben lange recherchiert, um die Kosten für uns so gering wie möglich zu halten. Am Ende haben wir uns dazu entschieden, TransferWise für unsere internationale Überweisung zu nutzen. Die Kosten sind nur ein Bruchteil von dem, was man bei einer normalen Banküberweisung zahlen würde und es ging dazu super schnell.
Anlieferung der Möbel
Die Übergabe der Wohnung verläuft ähnlich wie in Deutschland. Wir hatten allerdings ein sehr knappes Timing, da wir den Umzug auf denselben Tag gelegt haben. An einem Freitagmorgen um 09:00 Uhr hatten wir also erst das Handover mit den Maklern, während parallel bereits der Container angeliefert wurde. Die Übergabe sollte eigentlich nur 30 Minuten dauern, deshalb hatten wir die Anlieferung auf 09:30 Uhr gelegt. Im Endeffekt sind wir aber über eine Stunde durch die Wohnung gegangen, um alle Mängel akribisch genau aufzunehmen (das ist ganz wichtig, dazu gleich mehr). Da die Wohnung noch nicht offiziell in unsere Hand übergeben wurde, mussten die Kartons vor der Tür gestapelt werden. Als wir endlich fertig waren, wurden dann alle Kartons in die Wohnung gebracht. Wir mussten dabei jeden einzelnen auf der Inventarliste abhaken und parallel das Abladen und Auspacken koordinieren. Das ganze haben wir mit unserer GoPro festgehalten.
Die Mitarbeiter des lokalen Umzugsunternehmens waren deutlich professioneller als in Deutschland. Aber das Ausmaß des Versagens unseres Umzugsunternehmens in Deutschland sollten wir schon bald zu sehen bekommen …
Schäden
Während unsere Kisten und verpackten Möbel nach und nach in die Wohnung gebracht wurden, fingen wir damit an, die ersten Kisten in die richtigen Räume zu bringen und dort ggf. schon auszupacken, sofern es Sinn machte. Das Bett musste zum Beispiel zu Beginn aufgebaut werden, damit es nicht sperrig in der Gegend herumsteht. Dabei haben uns die Umzugshelfer geholfen, allerdings nur bis zu einem bestimmten Zeitpunkt, danach war ihre Arbeit offensichtlich (zeitlich) geleistet und wir saßen vor einem riesigen Berg an Kisten, halb aufgebauten Möbeln, Klamotten und Scherben.
Ja, Scherben. Denn leider mussten wir feststellen, dass unsere Sachen zum Großteil unsachgemäß verpackt wurden und dadurch eine Menge beschädigt oder gar ganz kaputtgegangen ist. Neben kleineren Schäden wie gebrochenem Geschirr (sehr ärgerlich, denn das hatten wir uns extra neu gekauft), gab es auch größere Schäden. Zum Beispiel wurden einige Dinge, wie Bücher, Dokumente, Lampenschirme, Stühle und andere Kleinmöbel mit unseren (teilweise alten) Sofakissen und Lappen „geschützt“, da beim Einpacken in Berlin das Verpackungsmaterial ausgegangen war. Das hatte zur Folge, dass der Schutz nicht ausreichend war und die Produkte entweder verschrammt, verbogen oder gar gebrochen in Singapur ankamen.
Auch unser Bett und die Matratze wurden (entgegen der Versprechungen der Umzugsfirma in Deutschland) nicht sachgemäß verpackt. Die Matratze sollte eigentlich in einer für Matratzen geeigneten, atmungsaktiven Verpackung transportiert werden, damit sie in den 6 Wochen auf See nicht anfängt zu schimmeln … Unsere wurde stattdessen aber einfach nur zusammengerollt in einer Pappkiste, mit Plastikfolie umschlossen.
Zu allem Überfluss mussten wir beim Auspacken feststellen, dass in Berlin nicht nach System oder Räumen gepackt wurde, sondern stattdessen völlig zusammenhangslos. Wir hatten hier also Kisten im Bad stehen, die als „Badprodukte“ deklariert war, in denen wir dann aber Aktenordner vorfanden. Teilweise waren die Inhalte auch vollkommen durcheinander. Zum Beispiel befanden sich in einer Kiste ein ungeschützter Computerbildschirm (von Tastatur und Maus keine Spur), Teelichter (sollten gar nicht mit), ein Glasdekanter, ein paar Kaffeetassen und einige alte Lappen. Wir können die Liste noch weiter ausführen, aber ich denke, es wird offensichtlich, dass wir echt unglücklich und entsetzt waren und dass wir einen erheblichen Mehraufwand durch das Chaos hatten.
Übrigens haben wir von anderen Expats erfahren, dass bei ihnen alles ausgesprochen gut verlief. Manche waren regelrecht begeistert von der Effizienz und Schnelligkeit und mussten keinen Finger rühren. Anscheinend hatten wir großes Pech, aber wenn wir an den Ablauf des Umzugstags in Deutschland zurückdenken, wundert es uns eigentlich nicht. Die Umzugsfirma war einfach wirklich unprofessionell. Leider. Beim nächsten Umzug wissen wir es immerhin besser.
Update 15. Mai 2020: Wir haben die Schäden übrigens natürlich angezeigt und waren seit dem mit der Versicherung in Diskussion. Nach sechs Monaten haben wir nun endlich – auch wenn nicht in vollem Umfang – eine Entschädigung für unsere Sachen bekommen. Die erste von der Versicherung angebotene Summe war dabei übrigens ein Witz. Lasst euch nicht abbügeln, sondern kämpft für eure Entschädigung, auch wenn der Prozess nervig und aufwendig sein kann.
Die ersten 30 Tage sind entscheidend
Leider blieb es nicht nur bei dem Ärger mit den Umzugsschäden und dem dadurch entstandenen immensen Aufwand. Denn wir hatten nach unserem Einzug auch in der Wohnung einige Mängel festgestellt. Einige Beispiele: Defekte Schranktüren, nicht funktionierender Trockner, undichte Fensterscheiben, ein loser Toilettendeckel, wackelige Steckdosen, vertauschte Warm-/Kaltwasserleitungen, permanente Schäden an Fensterrahmen und Gemäuer, Schimmel in Badezimmerschränken…
Es ist in Singapur eben nicht alles Gold was glänzt. Das haben wir hier bereits in einigen anderen Situationen feststellen müssen. Der Schein der imposanten Fassaden und Luxuswohnungen blendet oft, das wird bei genauerem Hinschauen sichtbar.
Dafür gibt es aber eine 30-tägige Mängelfrist, in der man die Schäden oder notwendige Reparaturarbeiten beim Vermieter anzeigen und entfernen lassen kann. Danach trägt man kleinere Reparaturarbeiten bis zu 200 SGD in vollem Umfang. Ähnlich wie bei einer Selbstbeteiligung im Rahmen einer Versicherung des eigenen Autos in Deutschland. Wir wurden von unserem Agenten deshalb mehrfach daran erinnert, innerhalb der ersten Wochen alles eingehend zu prüfen und ggf. sofort anzuzeigen.
Das Thema der Handymen …
Wir wussten, dass wir über Weihnachten zurück nach Deutschland fliegen würden. Deshalb blieb uns effektiv eigentlich nur ein Zeitraum von etwa zwei Wochen, in dem wir die Mängel finden und beheben lassen konnten. Da einige grobe Dinge schon bei der Wohnungsbesichtigung aufgefallen waren, kamen die Handwerker auch direkt am Einzugstag (kurz nach der Wohnungsübergabe) und fingen in all dem Chaos noch an, Wände zu streichen, Türen zu reparieren, oder Toilettenbrillen abzumontieren. Wir haben dabei echt die ein oder andere Story erlebt. Insbesondere für Verena, die die meiste Zeit zu Hause war und die Handwerker koordinieren sollte, war es eine besonders nervenaufreibende Zeit. Das gestaltete sich vor allem deshalb schwierig, weil die Handwerker meist unangekündigt auftauchten und uns zumindest am Anfang gar nicht mitgeteilt wurde, was gemacht werden sollte.
So waren wir beispielsweise mit dem Auspacken der Kartons beschäftigt (und fanden Teller in Badkisten vor u. a.) während die Handwerker auf einmal auftauchten und Wände und Paneele zur Ausbesserung mit Farbe besprühten. Die feinen Partikel sowie die Farbkleckse landeten dabei überall in der Wohnung, was zu noch mehr Chaos, Unordnung und auch Schäden führte. Und das Paneel sah übrigens später noch schlimmer aus als vorher.
An einem anderen Tag sollte der Handwerker dann seine eigene schlechte Arbeit am Paneel verbessern. Als er verschwand, fand Verena die Toilettenbrille aus dem Gästebad auf dem Wohnzimmerfußboden vor. Sie rief ihn an, um zu erfragen, warum diese abmontiert wurde und was nun mit damit passieren sollte. Der Handwerker entgegnete daraufhin, er hätte die Toilettenbrille abmontiert, weil eine Schraube fehle, dabei aber festgestellt, dass er diese nicht dabei hätte. Er würde in ein paar Tagen wiederkommen …
Ein anderes Highlight mit den Handwerkern war, als die Fugen der entfernten Schiebetüren mit Silikonmasse gefüllt und abgedichtet werden sollten. Aber anstatt echte Dichtungsmasse zu verwenden, hat der Handwerker weiße Wandfarbe genommen und den Marmorboden drumherum einfach nur angemalt. Nur um danach sein Ergebnis stolz per What’s App an den Agenten zu senden, der über das Bild nicht erkennen konnte, dass es sich nicht um Fugenmasse, sondern um weiße Wandfarbe handelte … der Farbeimer stand übrigens währenddessen auf unserem neuen Teppich. Es gab keine Unterlage oder sonstigen Schutz der Möbel, geschweige denn des Bodens. Stattdessen wurden wir aber hinsichtlich der Einrichtung beraten. Wir könnten doch ein Bett permanent im Wohnzimmer aufstellen und von dort aus entspannt fernsehen …
Es gibt noch weitere solcher Geschichten, das würde aber hier zu weit führen. Verena ist vor Ort jedenfalls regelmäßig fast durchgedreht und ich habe mich im Büro sitzend teilweise echt machtlos gefühlt. Einen Tag war ich kurz davor, alle rauszuschmeißen.
Utlities (Wasser, Strom, Internet)
Ähnlich wie in Deutschland muss man zusätzlich zur Miete noch die Betriebskosten zahlen. In Singapur fällt darunter vor allem die Klimaanlage, der Wasser- und der Stromverbrauch. Für Wasser und Strom gibt es nicht wie Deutschland tausende von Anbietern, die man jährlich kündigen sollte, um Geld zu sparen, sondern es gibt unseres Wissens nach zwei Anbieter, deren Angebot sich aber eigentlich deckt. Das finde ich persönlich sehr angenehm. Das Konzept in Deutschland, Bestandskunden mehr zahlen zu lassen als Neukunden hat mich tatsächlich schon immer sehr gestört.
Durchatmen und dann einleben
Wir hoffen, wir haben euch mit unserer Umzugserfahrung nicht verschreckt. Wir wissen von vielen hier, dass es auch ganz anders ablaufen kann. Nach all den Strapazen und dem Stress, den wir leider mit unserer Wohnung hatten, sind wir nun aber mehr als glücklich. Wir lieben unsere Wohnung und sind sehr zufrieden mit der Wahl.
Leider hatten wir die ersten 14 Tage fast durchgehend Handwerker im Haus und sind danach direkt nach Deutschland geflogen, weil Weihnachten vor der Tür stand. Also hatten wir eigentlich gar keine Zeit, um richtig anzukommen und uns einzugewöhnen. Aber uns standen ja immerhin mind. drei Jahre vor, also noch genug Zeit, um uns an die neue Gegend zu gewöhnen. Dass wir die Wohnung besser von innen erkunden würden, als uns lieb ist, das konnten wir zu dem Zeitpunkt noch nicht ahnen.