Umzug ins Ausland: 10 wertvolle Tipps für die Vorbereitung
Wir haben einen richtig erfahrungsreichen Umzug von Berlin nach Singapur hinter uns und haben ein paar Learnings mitgenommen. Wir wären total dankbar gewesen, einige der Themen im Vorfeld gewusst zu haben, weshalb wir diese gerne mit euch teilen wollen.
1. Verkauft/Verschenkt alte Sachen!
Werft Ballast ab und verkauft, verschenkt oder spendet all die Sachen, die ihr nicht mehr benötigt oder nicht mitnehmen wollt.
Dieser Tipp mag auf der Hand liegen, aber er ist essenziell und ihr solltet damit nicht zu spät anfangen, denn je näher der Abreisetag rückt, desto weniger Zeit bleibt für das Inserat und den Verkauf. Glaubt mir: Ihr wollt definitiv nicht all euren Besitz ins Ausland mitnehmen. Manche Sachen stauben seit Jahren vor sich hin, man hat sie nie benutzt oder gar angeschaut und wird es auch vermutlich nicht mehr tun. Manche Dinge kann man im neuen Land auch schlichtweg nicht gebrauchen. Schaut euch euren Hausstand genau an und überlegt gründlich, auf welche der Dinge ihr wirklich nicht verzichten könnt. Benötigt ihr alle Möbel, oder können welche verkauft oder gespendet werden? Sind all die Klamotten im neuen Land sinnvoll, auch hinsichtlich des Klimas? Ich hab zum Beispiel meine Ugg Boots mit nach Singapur genommen (… Fragt nicht), denn ich konnte mich nicht von ihnen trennen. Aber hier in den Tropen wird es niemals „kalt“ genug für Ugg Boots sein und der eine Winterurlaub im Jahr rechtfertigt nicht die Ansammlung von mehreren Paar-Winterschuhen. Überlegt euch also ganz genau, was ihr tatsächlich benötigt. Bei dem Verkauf von Möbeln haben wir mit eBay-Kleinanzeigen gute Erfahrungen gemacht, bei Kleidung und Schuhen benutze ich lieber Kleiderkreisel.
2. Digitalisiert eure Dokumente
Genauso verhält es sich mit Dokumenten. Die sind zwar wichtig, aber braucht man wirklich alle im Original auf Papier, oder reicht eine digitale Version, auf die man easy und von überall zugreifen kann? Wir haben all unsere Dokumente aus Schul- und Studienzeiten, die wir nicht direkt wegschmeißen konnten, aber auch (noch) nicht aufgeben wollten, eingescannt und in Dropbox-Ordnern gesammelt. Insgesamt haben wir dadurch acht Kisten bzw. 40 Ordner Platz gespart. Und das befreiende Gefühl beim Vernichten der alten Mathehefter ist unschlagbar. 😉
3. Bucht euch zwischen Auszug und Abreise in ein Hotel ein
Wenn ihr in Deutschland in einer Mietwohnung gewohnt habt, die ihr vor Abflug kündigen, ausräumen und übergeben müsst, solltet ihr euch unbedingt einen oder zwei Tage zwischen dem Auszug aus der Mietwohnung und dem Abflug ins Ausland im Hotel einbuchen.
So verschafft man sich ein wenig Puffer im Timing. Bei uns hat das Ausräumen der Wohnung und die Verladung des Containers zum Beispiel viel länger gedauert, als geplant. Wären wir am gleichen Tag noch abgeflogen, hätte das zeitlich gar nicht hingehauen. Außerdem wollten wir in unserer letzten Nacht in Deutschland und unserer Wohnung nicht auf dem Boden schlafen (denn das Bett und Matratzen waren ja bereits auf dem Weg nach Singapur). Und unter uns: Wenn ihr für einen Arbeitgeber ins Ausland geht, dann lasst euch die Hotelübernachtung bezahlen bzw. rechnet sie als Umzugskosten ab. Euer Arbeitgeber hat sicher auch ein Interesse daran, dass ihr entspannt und nicht etwa völlig übernächtigt im neuen Land ankommt.
4. Macht ein Upgrade bei der Airline
Prüft bei der Airline, die euch ins Ausland bringt, ob es ein Upgrade gibt, das ihr ggf. dazu buchen könnt. Dadurch verschafft ihr euch erstens mehr Komfort auf dem Weg ins Ausland, den ihr ganz sicher sehr gut gebrauchen werdet. Und zweitens genießt man durch ein Upgrade in dem Regal auch weitere Vorteile, wie zum Beispiel eine deutlich höhere Gepäck-Aufgabemenge, Priorität beim Check-in und in der Passkontrolle (die bei der Auswanderung wirklich Gold wert sind!) wie auch mehr Flexibilität beim Handgepäck.
5. Meldet euch in Deutschland ggf. arbeitslos
Solltet ihr zusammen auswandern und eine/r von euch beiden musste deshalb seinen Job in Deutschland aufgeben, sollte der/diejenige sich unbedingt arbeitslos melden – und wenn es nur einen Tag ist.
Denn in Deutschland hat man – sofern man länger gearbeitet und in die Arbeitslosenkassen eingezahlt hat – einige Jahre Anspruch auf Arbeitslosengeld. Und der erlischt auch nicht, nur weil man sich im Ausland befindet und ggf. nicht weiter arbeiten und einzahlen kann. Wenn man erst einmal arbeitslos gemeldet ist, hat das den Vorteil, dass man bei einer möglichen Rückkehr direkt wieder einsteigen kann und vor allem im Falle der tatsächlichen Arbeitslosigkeit abgesichert ist. Ihr solltet euch also bei einem Umzug ins Ausland unbedingt informieren, insbesondere, wenn einer der beiden Partner den anderen „ohne Arbeit“ begleitet. Genauere Informationen dazu bekommt ihr bei der Agentur für Arbeit.
6. Bringt die Wohnungsausstattungen im Ausland in Erfahrung
Informiert euch im Vorfeld darüber, wie die Wohnungen im Land eurer Wahl typischerweise ausgestattet sind und macht ggf. Abstriche bei der Mitnahme von Möbeln und Wohnaccessoires.
In Singapur zum Beispiel befindet sich in jedem Schlafzimmer ein Einbauschrank für Kleidung. Dadurch gibt es meistens aber auch keine weitere freie Wand mehr, bzw. reicht der Platz nicht aus, um seine eigenen Schränke unterzustellen. In den Wohnungen sind meist auch Lampen und Gardinen bereits angebracht, weshalb man diese nicht mitbringen braucht (wir wussten das im Vorfeld nicht und mussten in Singapur unsere schönen Lampen und Gardinen entsorgen …). Und Küchen sind hier in der Regel mit Elektrogeräten wie Waschmaschine und Mikrowelle ausgestattet, also braucht man auch diese nicht mitzunehmen! Leider gibt es in Singapur häufig keine Öfen und beinahe nie einen Geschirrspüler. Diese würde ich dennoch nicht aus Deutschland mitbringen! Erstens ist die Chance hoch, dass der Platz dafür nicht vorgesehen ist und zweitens wäre ich bei solchen Geräten auch vorsichtig im Anschluss über Adapter … zu guter Letzt sollte man sich auch die Frage stellen, ob man das antike Erbstück wirklich ins Ausland mitnehmen möchte oder ob es dort eher Schaden annehmen würde. In Singapur zum Beispiel ist das Klima immer tropisch feucht, weshalb bei der Produktion von Möbel auf Teakbaum und Rosenholz geachtet wird. Die Ledercouch sollte deshalb vielleicht lieber in Deutschland bleiben, zumindest, wenn sie einem lieb ist.
7. Recherchiert, welche Möbelhäuser es im neuen Land gibt
Prüft noch in Deutschland, welche großen Anbieter für Möbel es gibt, um die Anschaffungspreise im Zielland besser einschätzen zu können.
Das kann echt wichtig sein, denn in einigen Ländern sind Möbel extrem teuer, in anderen so günstig, dass sich die Verschiffung der eigenen Möbel aus Deutschland unter Umständen gar nicht lohnt (insbesondere, wenn es um hochwertige, oder liebgewonnene Möbel handelt). In Singapur gibt es zum Beispiel ebenfalls ein Ikea, das in etwa 10 % teurer ist, als in Deutschland. Ist die Zeit im Ausland also von vorneherein begrenzt und ihr habt in Deutschland möglicherweise sogar Eigentum, macht es ggf. Sinn, seine eigentlichen Möbel dort zu lassen und im Ausland Möbel zu leihen oder günstig zu kaufen und im Anschluss zu verkaufen? Vielleicht habt ihr aber auch ein bestimmtes System von Ikea o. a., das ihr im Ausland unter Umständen erweitern lässt. Auch dafür lohnt sich das Einholen der Information, ob es das Möbelhaus der Wahl im Ausland gibt.
8. Dokumentiert euren Umzug!
Notiert euch an eurem Umzugstag alles, was euch merkwürdig oder unprofessionell vorkommt, um einen möglichen langen und nervenaufreibenden Prozess mit einer Versicherung bei eventuellen Schäden zu umgehen.
Niemand wünscht sich das und es sollte im Idealfall auch nicht passieren, aber es kann immer mal vorkommen, dass bei einem Umzug Schäden entstehen, oder Dinge anders laufen, als sie versprochen wurden. Im Falle des Falles greift dann zwar hoffentlich eine Versicherung, die ihr bitte unbedingt abschließen (lassen) solltet, aber wir wissen ja alle, wie nervig die Diskussion mit Versicherungen sein kann. Deshalb empfiehlt es sich, während des Umzugs alles, und zwar wirklich alles, zu dokumentieren und bestenfalls Fotos und Kommentare zur erstellen. Lasst euch bestimmte Aktionen bestätigen, quittieren oder unterschreiben und meldet mögliche Schäden sofort! Wir mussten auf die harte Tour lernen, dass es am Ende jede Transportversicherung nur ein Business ist, bei dem es am Ende auf Genauigkeit in Zeit und Angaben ankommt.
9. Meldet euch in Deutschland ab
Bevor ihr in euer Auslandsabenteuer startet, solltet ihr euren Wohnsitz in Deutschland abmelden. Das ist gesetzlich vorgeschrieben!
Generell gilt in Deutschland: „Wer aus einer Wohnung auszieht und keine neue Wohnung im Inland bezieht, muss sich bei der Meldebehörde innerhalb von zwei Wochen nach Auszug abmelden (§ 17 Abs. 2 S. 1 BMG).“ Wenn man ins Ausland zieht, benötigt man die Abmeldebescheinigung aber u. a. auch zur Vorlage bei den deutschen Botschaften und Auslandsvertretungen, damit diese in Passangelegenheiten für einen tätig werden können, wie zum Beispiel den Wohnort im Reisepass ändern können. Dadurch kann man zukünftig in Deutschland umsatzsteuerfrei einkaufen. Eine Abmeldung ist jedoch frühestens eine Woche vor Auszug möglich. Kümmert euch also frühestmöglich um den Termin. Am besten dann, wenn ihr auch den tatsächlichen Auszugstermin kennt (denn wir wissen ja alle, wie sich die Terminvergabe in deutschen Bürgerämtern verhält …)
10. Zum Abschluss: unternehmt noch mal was Schönes!
Überlegt euch etwas Schönes, das ihr zum Abschluss aus eurer Heimatstadt unternehmen wollt – wenn ihr als Paar ins Ausland geht, dann unbedingt zu zweit. Dadurch bleibt die Heimat in schöner und entspannter Erinnerung und der letzte Eindruck ist nicht (nur) von Chaos und Umzugskisten geprägt. Wir waren zum Beispiel noch ein mal auf dem Gelände, auf dem wir geheiratet haben und haben dort einen Tag vor unserer Abreise noch einmal für eine Stunde so richtig entspannt. Das hat uns wirklich gutgetan und uns gewappnet für die aufregende Zeit, die uns noch bevorstehen sollte …
Seid ihr auch gerade ins Ausland gezogen oder steht kurz davor und habt noch Tipps, die ihr mit anderen teilen möchtet?