Willkommen in SF! Die ersten 24 Stunden in den USA
Ende August sind wir endlich in den USA gelandet. Der Flug verlief (trotz COVID) reibungslos und einfach, da wir uns zur Feier des Umzugs in die Business Class geupgraded haben. Zudem haben wir keinen Cent für die Upgrades ausgegeben, da wir im Laufe der Zeit genug Meilen bei FlyingBlue gesammelt hatten. Was gab es also für einen besseren Nutzen der Meilen, als ein Upgrade auf ein komfortableres Reiseerlebnis um so das neue Abenteuer zu beginnen?
Bei der Ankunft wurden wir von dem Security-Officer erst einmal in einen separaten Raum am Flughafen gebeten, um unseren Einwanderungsstatus zu klären. Ich hatte schon vorher von diesem Raum gehört und hatte während der Wartezeit tatsächlich ein wenig Angst. Vor allem, da man in dieser Zeit keinen Zugang zu Wasser oder Snacks hat und sein Telefon nicht benutzen darf. Dank des großartigen Service in der Business Class hatte ich allerdings erstmal gar keinen Hunger und da ich sowieso dafür bekannt bin, immer genug Wasser bei mir zu haben, waren das glücklicherweise beides keine Probleme. Anderen ging es da aber anders, solltet ihr also jemals auch in die Situation kommen, plant unbedingt diese Stunden in “dem Raum” mit ein und habt ein wenig Nahrung und was zu Lesen oder so dabei!
Glücklicherweise konnten wir nach zwei Stunden endlich den Flughafen verlassen und frische, saubere kalifornische Luft einatmen. Wenn ich an diesen Moment denke, bekomme ich immer noch Gänsehaut. Es fühlte sich so gut an, endlich wieder in den USA zu sein, an dem Ort, von dem ich immer geträumt hatte, während meiner schlimmsten Zeit in Singapur und lange davor.
Mietwagen fuer die ersten paar Wochen
Wir hatten über Sixt einen mittelgroßen Geländewagen gemietet, und nach praktisch keiner Wartezeit am Schalter erhielten wir einen nagelneuen Bronco (O.J. Simpson car, lol), der uns problemlos zu unserem vorübergehenden Zuhause in Alameda fahren würde. Daniels neuer Arbeitgeber war so freundlich, uns ein typisch amerkanisches Vorstadt-Haus in einer hübschen kleinen Gegend in der East Bay zur Verfügung zu stellen. Da die Fahrt überraschend lang war – typisch amerikanische Distanzen, die wir gar nicht mehr gewohnt waren – legten wir einen kurzen Boxenstopp bei Starbucks ein, wo ich mir einen Cold Brew mit Kokosmilch gönnte. Einfach aus Traditionsgründen; als leidenschaftliche Kaffeetrinkerin kann ich den von Starbucks zwar nicht unbedingt empfehlen, aber in diesem Moment fühlte es sich einrach richtig an, um das Wir-sind-in-den-Staaten-Gefühl zu feiern.
Unsere Unterkunft
Unser temporäres Haus, war recht geräumig und sehr amerikanisch eingerichtet – und hatte eine hübsche kleine Terrasse, die uns mit hellem Sonnenlicht empfing. Die Küche war auch mit allem Notwendigen und Essen ausgestattet, so dass wir eigentlich direkt ins Bett hätten gehen können. Schließlich war es in Europa zu diesem Zeitpunkt schon weit nach Mitternacht. Aber wir waren so aufgeregt, die neue Nachbarschaft zu erkunden, dass wir zu einem kleinen mexikanischen Restaurant in der Nähe liefen, wo wir uns Tacos, Burritos, Chips und Guac und Margaritas gönnten… wir fühlten uns schon ziemlich amerikanisch, ha.
Danach gingen wir schnell noch in den örtlichen Lebensmittelladen um uns mit dem Nötigsten einzudecken und danach fielen wir endlich totmüde ins Bett.
Am ersten Morgen wachten wir bei strahlendem Sonnenschein auf. Das kalifornische Wetter enttäuscht einen nie, oder? Ich freute mich, als ich bemerkte, dass es in der Küche auch jede Menge Kaffee gab, und nachdem ich ein paar Tassen Kaffee getrunken hatte, gingen wir zu Julie’s Coffee & Tea Garden – einem gemütlichen kleinen Café mit ausgezeichnetem Barista-Kaffee und Frühstückssnacks. Dort setzten wir uns in den hübschen und geräumigen Innenhof zwischen Pflanzen und Sukkulenten und genossen den ruhigen Morgen.
San Francisco erkunden… oder auch nicht
Wir hatten ein volles Programm vor uns. Wir hatten geplant, nach San Francisco zu fahren, um einige Stadtteile zu erkunden und vielleicht sogar schon einige Wohnungen zu besichtigen und uns einen Eindruck von unserer neuen Heimatstadt zu verschaffen. Schließlich waren wir schon lange nicht mehr in San Francisco, geschweige denn in den Staaten gewesen. Das lag vor allem an Covid, aber auch daran, dass San Francisco – offen gesagt – (noch) nie unsere Lieblingsstadt in Kalifornien gewesen war.
Um von Alameda nach San Francisco zu gelangen, muss man die I-80 nehmen, die zufällig auch die Bay Bridge ist. Ehrlich gesagt, wenn ihr jemals in der Stadt seid, nehmt diese Route und dankt mir später. Mitten ins Herz der Stadt zu fahren und von der wunderschönen Bucht umgeben zu sein, war der Wahnsinn und hat mir wieder einmal Gänsehaut bereitet. Dieses Gefuehl änderte sich allerdings schnell, als wir die Ausfahrt Richtung San Francisco City nahmen und direkt in Tenderloin landeten.
Tenderloin ist San Franciscos schlimmstes Viertel, in dem viele Drogenabhängige, Obdachlose und psychisch Kranke leben. Man weiß das von San Francisco und meidet normalerweise diese Gegenden, aber die Pandemie hat ihre Spuren hinterlassen, denn nicht nur Tenderloin, sondern auch die umliegenden Straßen sahen aus wie in einem schlechten Horrorfilm. Es war gruselig!!!! Während wir so die 7th hochfuhren und links und rechts Dreck, müll und Nebelschwaden sahen, waren wir uns gar nicht mehr so sicher, ob wir wirklich nach San Francisco ziehen wollen… Alameda war ja auch ganz nett. Und ich war auf einmal ziemlich dankbar für die Sicherheit, die uns Singapur geboten hatte… klar war ich nicht immer einverstanden, wie dort mit der Pandemie und der Freiheit des Individuums umgegangen worden war, aber immerhin waren wir sicher und hatten zu keiner Zeit um unsere Gesundheit, Wohnung, Arbeit, oder persönliche Sicherheit sorgen müssen.. in San Francisco sah das ganz anders aus.
Mit ein bisschen Abstand kann ich sagen, dass sich die Situation inzwischen etwas verbesser hat und der schlimmste Teil sich viel mehr wieder auf die dafür bekannten Viertel und Gebiete (Tenderloin, Mission District’s 16th Straße und rund um das Civic Center konzentriert und man diese Gebiete einfach immer meiden sollte.
Welcome to SF, bitches! This is how it’s done in the city.
Voller Bestürzung fuhren wir weiter in den Norden und landeten an Fisherman’s Wharf. Ein Ort, der für San Francisco so bekannt ist wie die Golden Gate Bridge. Fisherman’s Wharf ist auch der Ort, an dem der berühmte In-N-Out Burger seine einzige Filiale in San Francisco hat, also mussten wir natürlich ein paar guenstige, aber sehr gute Burger kaufen.
Da wir noch keinen Handyvertrag und keine Daten hatten, freuten wir uns, in einer Gegend zu sein, die wir irgendwie schon kannten, und parkten unser Auto an der Beach Road, um ein wenig herumzuschlendern. Ein großer Fehler, wie wir wenig später schmerzlich erfahren mussten. PARKT NIEMALS, WIRKLICH NIEMALS AUF DER BEACH ROAD / FISHERMAN’S WHARF! Okay? Ich sage es euch, weil es uns niemand gesagt hatte und wir es auf die harte Tour lernen mussten. Als wir nach nicht einmal einer Stunde wieder bei unserem Auto ankamen, war die Heckscheibe zerbrochen, und das Auto war umgeben von Scherben aus Glas. Ja, noch nicht mal 24 Stunden in der neuen Heimat und es wurde in unser Auto eingebrochen. (Zum Glueck hatten wir nur unsere Strandhandtuecher im Auto gelassen, die die Diebe nach einem U-Turn aus dem Fenster geworfen hatten – Pech gehabt ihr ****) Ich erwähnte bereits, dass wir weder Daten noch Service hatten und in dieser Situation ziemlich aufgeschmissen waren, da wir nicht wussten, was wir tun sollten, wohin wir gehen sollten oder wie viel uns dieser kleine Zwischenfall kosten würde. Und nach der Erfahrung, durch etwas gefahren zu sein, das Minuten zuvor noch wie die absolute Hölle auf Erden aussah, kam es uns so vor, als würde unsere neue Heimatstadt uns zurufen: Welcome to SF, bitches! This is how it’s done in the city.
Nach diesem Vorfall blieb uns nichts anderes übrig, als zur SIXT-Station am Flughafen zurückzufahren, wo wir das Auto gemietet hatten. Es gibt auch eine kleine SIXT Filiale in der Beach Rd, aber ich denke, wir hätten zu viel Glück gehabt, wenn wir direct dort einen neuen Wagen bekommen haetten (wir haben es trotzdem versucht, ohne Erfolg). Wie heist es so schoen, in jedem Fluch liegt ein Segen – so auch in diesem Fall, denn wir bekamen einen Volkswagen Tiguan SE als Ersatz, der mir um Längen lieber war als der Ford Bronco. Der Tiguan hatte auch ein Schiebedach, was die Cali-Vibes nur noch verstärkte. Und da wir ohnehin bis nach South San Francisco gefahren waren, beschlossen wir, weiter die Küste hinunter nach Half Moon Bay zu fahren und den Rest des Tages am Strand zu verbringen, um den ersten Schock und die Eindruecke zu verarbeiten.
Wie sich herausstellte, war das eine gute Entscheidung, denn wir kamen voll in den CA-Swing, da die CA-1 an der Küste entlangführt. Sie ist nicht umsonst eine der beliebtesten Routen für Roadtrips in den USA, und die Ausblicke auf das Meer und die Klippen werden nie langweilig.
Der restliche Tag erwies sich als sehr schön, und wir hatten einen herrlichen Nachmittag in Half Moon Bay, wo wir neue Freunde kennenlernten, uns bräunen ließen und zum ersten Mal seit wahrscheinlich 24 Stunden in den USA entspannen konnten.