Warum ein Heimatbesuch uns 2000 SGD und unser Visum kosten könnte – Leben in Singapur während der Covid-19 Pandemie

Gestern haben wir erfahren, dass Deutschland von der sogenannten „Safe-List“ wieder heruntergenommen wurde. Wobei der Begriff Safe-List total irreführend ist.

Aber der Reihe nach:

Singapurs Grenzen sind nach wie vor geschlossen. Und während im Circuit Breaker selbst in Singapur wohnhafte, sogenannte “Residents” oder “Work-Pass-Holders” gar nicht, oder nur unter bestimmten Umständen ins Land gelassen wurden, kamen in letzter Zeit mehr und mehr „Gestrandete“ zurück nach Hause. Der Einreise gehen mitunter mehrere Anträge beim Ministry of Manpower voraus, man kommt also nach wie vor nicht „einfach so“ ins Land. Aber die Anträge wurden in letzter Zeit häufiger stattgegeben. Dadurch hat sich die Zahl der sogenannten „importierten“ Fälle in Singapur etwas erhöht, was eigentlich eine logische Konsequenz ist. Denn je mehr Leute ins Land gelassen werden, desto höher ist die Chance, dass jemand „Virus-positiv“ dabei ist.

Um eine erneute Welle in der Community (Singapur unterscheidet die Virusausbreitung tatsächlich nach Visumsart) zu vermeiden, steckt Singapur jeden Einreisenden in eine 14-tägige Quarantäne (sog. Stay Home Notice, kurz “SHN”) und macht zusätzlich am 11. Tag den PCR-Test. Ein negatives Testergebnis bedeutet allerdings nicht, dass man frühzeitig „entlassen“ wird, denn die 14-tägige Quarantäne muss in jedem Fall absolviert werden. Tatsächlich habe ich sogar von manchen gehört, dass sie trotz negativem Testergebnis noch eine weitere Woche Quarantäne auferlegt bekommen haben, weil ein anderer Passagier aus dem gleichen Flugzeug am 11. Tag positiv getestet wurde. Unter Umständen muss man also drei Wochen in Quarantäne verharren.

Die Quarantäne gilt für jeden Einreisenden und es ist dabei irrelevant, ob die Situation im Herkunftsland vermeintlich unter Kontrolle ist. Selbst jene, die aus Neuseeland einreisen, müssen hier in die Quarantäne, obwohl das Land bereits seit über 100 Tagen keine neuen Fallzahlen verzeichnet hat.

Allerdings gibt es Unterschiede in der Quarantäne-Form. Die allermeisten dürfen ihre „Stay-Home-Notice“ nämlich nicht, wie der Name eigentlich vermuten lässt, zu Hause verbringen, sondern werden bei Anreise in eine von der Regierung ausgesuchte Einrichtung gebracht. Das sind in der Regel Hotels. Aber wer jetzt denkt, dass er dadurch einen geschenkten Aufenthalt im berühmten Marina Bay Sands bekommt, der liegt falsch. Denn das Hotel wird zufällig zugewiesen, bietet in aller Regel keine Küchenzeile oder sonstige für einen zweiwöchigen Aufenthalt angemessene Ausstattung, manchmal noch nicht einmal ein Fenster, das man öffnen kann (!) und kosten obendrein noch 2000 SGD. Auch weitere anfallende Kosten, wie etwa die für den PCR-Test (ca. 200 SGD) und Behandlung bei positivem Testergebnis sind selbst zu tragen. Singapur betont immer wieder, dass die Krankenversicherung hier anscheinenden nicht greift. Getreu nach dem Motto „wer jetzt noch reist, ist selber Schuld“.

Einige haben Glück und ein 5-Sterne-Hotel in Sentosa mit Balkon und Blick aufs Meer zugewiesen bekommen, aber die allermeisten leben eben 14 Tage in einem kleinen Raum, ohne warmes Essen, frische Luft und natürlich sowieso ohne soziale Kontakte. Das Zimmer wird während der zwei Wochen auch nicht gereinigt, dafür muss man dann selbst Sorge tragen, sollte man zufälligerweise einen Staubsauger im Gepäck haben. Entschuldigt meinen Zynismus hier, aber ich persönlich empfinde diese Art der Quarantäne als Gefängnis, in das ich unter keinen Umständen kommen möchte.

Es gibt allerdings Ausnahmen, womit wir auch zur sogenannten „Safe-List“ und der Bedeutung dahinter kommen. Denn Einreisende aus Ländern, die das Virus vermeintlich unter Kontrolle haben, können ihren „Stay-Home-Order“ nämlich tatsächlich zu Hause absolvieren. Das bedeutet allerdings weniger, dass man sich deshalb frei bewegen kann, denn auch hier wird man durch regelmäßige Video-Anrufe vom Arbeitsamt gecheckt, muss mehrmals täglich seinen genauen Standort sowie seine Körpertemperatur durchgeben und seit Anfang dieser Woche zusätzlich auch ein Tracking-Device am Arm tragen, das den Standort zu jeder Sekunde überwacht und ans Arbeitsamt vermittelt. Keine Chance also, sein Apartment zu verlassen, oder mal Einkaufen zu gehen. Selbst zum Müll darf man nicht gehen, sondern muss Freunde oder Nachbarn damit beauftragen. Aber immerhin hat man die Möglichkeit, sich Lebensmittel zu bestellen, kann sich Essen kochen und hat im besten Fall sogar einen Balkon. Oder um es anders zu formulieren: Man ist eben 14 Tage in seinem eigenen Zuhause gefangen.

Eigentlich hatten wir gehofft, dass sich mit der Einführung der Tracking-Devices die Zahl der Länder, die sich auf der „Safe-List“ befinden, erhöhen würde. Und da sich Deutschland auf genannter Liste schon seit zwei Monaten als einziges außer-asiatisches Land befand, war unsere Hoffnung groß, dass sich die strengen Regeln und Bestimmungen in den nächsten Monaten eher lockern würde. Doch ab dem 15. August gilt für Einreisende aus Deutschland die Verbringung der SHN in einer kostenpflichtigen Einreise. Und damit erlischt jeglicher Funken Hoffnung, den wir hatten, dieses Jahr noch nach Deutschland zu kommen.

Es bleibt abzuwarten. Aber wir müssen uns wohl langsam mit dem Gedanken abfinden, dass wir noch eine lange Zeit auf dieser Insel gefangen bleiben.


Update.jpg

🙁

Die offizielle Nachricht der deutschen Botschaft in Singapur.


POST COMMENT

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert