Licht am Ende des Tunnels

Es wird.

In diesem Expat Diary habe ich mich nicht immer nur positiv über unsere Situation in Singapur geäußert. Das liegt vor allem daran, dass wir erst kurz vor dem Ausbruch der Corona-Pandemie hergezogen und dadurch unsere Eingewöhnung direkt mal in einem dreimonatigen Lockdown verbracht haben. Dadurch fiel es uns sehr schwer, uns mit Singapur anzufreunden, ganz ehrlich.

Seit dem 19. Juni befindet sich Singapur allerdings in “Phase 2” der schrittweisen Wiedereröffnung der Wirtschaft und deshalb ändern sich hier auch Tag für Tag die Regeln, was unser Leben deutlich einfacher macht. Und nach ein paar Wochen in Phase 2 muss ich sagen: Singapur ist gar nicht so schlecht. Eigentlich ist es sogar richtig cool.

Leider können wir nach wie vor nicht reisen, weshalb wir viel Zeit in dem kleinen Stadtstaat verbringen. Na, oder eigentlich die ganze Zeit. Was bleibt uns auch anderes übrig? Wobei wir versuchen, das beste daraus zu machen. Denn dadurch haben wir immerhin ausreichend Gelegenheit (und wahrscheinlich mehr, als wir uns je ohne die Pandemie genommen hätten), um uns Singapur mal genauer anzusehen. So waren wir in den letzten Wochen in vielen unterschiedlichen Nachbarschaften, wie zum Beispiel in Kampong Glam, oder auch Tiong Bahru, die so einzigartig und besonders sind, dass beinahe der Eindruck entsteht, man wäre ganz woanders.

Außerdem ist das Wetter hier natürlich sowieso immer “Urlaubs-mäßig”. Wir können eigentlich jederzeit an den Strand, in den Beach Club oder auch einfach nur in unseren hauseigenen Pool, was wir in den letzten Wochen extrem genossen haben. Und während sich in Deutschland gefühlt alle über das Wetter beschweren, finden wir es hier einfach nur genial.

Nicht nur wir können nicht reisen, sondern niemand, deshalb ist die Stadt unverhältnismäßig voll mit Locals und anderen Expats, die normalerweise ihre Wochenenden auf Bali oder sonst wo verbringen würden. Dadurch haben wir die Chance, viele Leute zu treffen und vor allem auch viel Zeit mit ihnen zu verbringen. Glücklicherweise haben wir in den letzten Wochen extrem viele coole Leute aus unterschiedlichsten Ländern kennengelernt, mit denen wir die Zeit gerade so richtig genießen.

Positiv ist da natürlich auch, dass die Restaurants und mehr und mehr Attraktionen wieder geöffnet haben, es in Singapur aktuell allerdings keine Touristen gibt. Somit haben wir die Stadt für uns alleine und können die sonst extrem besuchten Plätze wie Gardens By The Bay oder das Marina Bay Sands voll auskosten.

Nächste Woche ist hier National Day und die Stadt bereitet sich schon eifrig darauf vor. Jeden Tag fliegen die Kampfjets der SAF (Singapurer Nationalgarde) Formation und üben für den großen Tag. Parallel tauchen überall in der Stadt die Flagge und Nationalfarben Singapurs auf. Gestern sind wir sogar mit einem Grab gefahren, das über und über von “Singapur-Stickern” beklebt war. Das kennen wir als Deutsche so natürlich nicht. Selbst unser deutscher Freund, der seit sechs Jahren hier lebt, war bisher noch nie am National Day in Singapur (sondern immer verreist) und wir haben uns schon für nächste Woche verabredet, um das Spektakel gemeinsam zu beobachten und zu feiern.

Leider können wir noch nicht alles voll auskosten, denn weiterhin bestehen hier auch strenge Regeln. So müssen wir zum Beispiel, sobald wir das Haus verlassen, eine Schutzmaske tragen (auch am Strand!), was bei permanenten 30 Grad und 90 % Luftfeuchte einfach nur eklig ist und uns schon den ein oder anderen Nachmittag versaut hat.* Auch das ewige Ein- und Auschecken ist zwar sinnvoll, aber ziemlich zeitraubend und teilweise etwas ineffizient, denn man steht dadurch viel eher in einer Traube, als wenn man einfach so die Gebäude betreten könnte.

Die Fallzahlen in der Community sind allerdings seit Wochen super niedrig und für nächste Woche wurde auch endlich das Ende der Testungen in den Wanderarbeiterwohnheimen angekündigt. Wir hoffen sehr, dass Singapur danach schnell in Phase 3 eintritt, was mehr Freiheiten für uns bedeuten würde. Drückt uns die Daumen!

* Mir ist bewusst, dass die Masken wichtig sind, um die Pandemie aufzuhalten bzw. einzudämmen. Nur nachts draußen und alleine im Park find ich sie dann doch manchmal etwas überflüssig…


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