Neuer Job, neues Umfeld, neue Lunchgewohnheiten

Der erste Schritt auf neuem Boden, das erste Highlight der Stadt, der erste Drink in der neuen Wohnung… es gibt viele erste Male nach einem Umzug in ein neues Land. Darunter auch mein erster Arbeitstag.

Ich hatte das Glück, über meine Firma ins Ausland zu ziehen. Das macht  zugegebenermaßen vieles deutlich einfacher: das Visum, der Arbeitsplatz, ein gestelltes Serviced Apartment, um all das wurde sich von meiner Firma gekümmert. Auch das Ankommen und Anfangen am neuen Arbeitsplatz gestaltet sich anders, man kennt die Firma eben doch irgendwie schon und ich muss sagen, dass man die Firmenkultur auch am neuen Standort eindeutig gespürt hat. Bei mir kam positiver Weise hinzu, dass mein jetziger Manager (ebenfalls Europäer), vor seinem Umzug nach Singapur meine Abteilung in Berlin geleitet hatte. Sein Umzug war allerdings vor meinem Beginn in der Firma, sodass ich bisher nicht mit ihm zusammengearbeitet hatte, ihn also erst im Rahmen meiner Relocation kennengelernt habe. Trotzdem kannte man sich zumindest schon über ein paar Ecken. Neben ihm gab es noch einen weiteren Kontakt: Eine Kollegin, die ein paar Jahre zuvor nach Singapur gegangen ist und mit der ich mich vorher immer gut verstanden habe.

Es hilft, aber es macht keinen Neuanfang in einem anderen Land mit anderen Arbeitsweisen und Gewohnheiten wett. Aber ich möchte mich nicht beschweren. Aus diesem Grund haben wir es ja gemacht, um etwas Neues zu erleben und eben diese Erfahrungen zu machen.

Mit meinem Umzug nach Singapur habe ich ebenfalls eine neue Rolle als Projektleiter in einer neuen Abteilung übernommen – Ich war der erste, mein Team gab es noch nicht. Die Abteilung hatte dementsprechend zu Beginn auch wenig Schnittstellen mit anderen Abteilungen und Kollegen, sodass das Eingewöhnen in eine bestehende Firmenkultur zusätzlich erschwert wurde. Anders als in Deutschland musste ich relativ schnell feststellen, dass die asiatischen Kollegen doch eher zurückhaltender sind und es eine Weile dauert  das Eis zu brechen. Dabei sind sie keineswegs unhöflich, aber merklich distanzierter. Während man in Deutschland in dem ersten gemeinsamen Team-Lunch mit Fragen bombardiert wird und eigentlich bereits mit allen Kollegen per “Du” ist, gab es in Asien in den ersten Wochen oft Tage an denen ich kaum Interaktion mit meinen Kollegen hatte. Die typische Frage in den Raum “Wollen wir Mittagessen gehen?” wurde selten gestellt, sodass ich oft nicht mitbekam, dass Kollegen gemeinsam zum Lunch gingen. Trotzdem geht man auch hier viel mit Kollegen seines Teams essen.

Das coole war, dadurch, dass ich der erste war, konnte ich mein Projektteam mit aufbauen und einstellen. Bei den Bewerbungsgesprächen konnte ich vor allem einen interessanten Unterschied zwischen den Kulturen feststellen – das Auftreten von Bewerbern, die bereits erste Interaktionen mit der westlichen Kultur / Europäern hatten, beispielsweise durch Reisen, Auslandssemester oder internationale Bekanntschaften und denen die ihr ganzes Leben in Singapur bzw. im asiatischen Raum verbracht haben. Erstere waren viel lockerer und entspannter und traten selbstsicherer auf, die anderen waren sichtlich nervös, als zwei Europäer den Raum betraten. Ich weiß nicht wieso, aber scheinbar besteht hier ein Bild vom reichen, einflussreichen und selbstsicheren Europäer (das habe ich inzwischen von unterschiedlichen Personen erklärt bekommen) , wodurch sich die Bewerber sichtlich eingeschüchtert fühlten. Sonst ist aber auch vieles gleich, einige Kandidaten sind super, andere weniger 😉 Ich muss sagen, ich bin absolut happy und habe nun ein tolles Team – darunter drei Singapurer und zwei PRs (permanent resident), gebürtig aus Malaysia und China.

Ebenfalls eine große Umstellung für mich war das Mittagessen in den Hawker Centern. Anstelle einer Kantine oder eines hippen Lunchplaces (von denen in Berlin tausende existieren) gibt es in Singapur offene, auf den ersten Eindruck nicht gerade hygiensch-wirkende Foodstalls. Diese waren zu Beginn für einen “Mäkel” wie mich eine echte Herausforderung. Aber mittlerweile und das hätte ich selbst am wenigsten gedacht, gehe ich sehr gerne dahin. Meine Favoriten sind ganz klar, Chicken Rice, Mala Xiang Guo, Vegetarian Murtabak (mit Tissue Prata als Dessert) und Zha Jiang Mian. Eine Singapore Waffle gönne ich mir auch des öfteren 😉

Eine Sache, die mich tatsächlich immer noch nervt, sind die völlig unterkühlten Arbeitsräume. Ich muss immer einen Pullover anhaben, den ich dann beim Verlassen des Gebäudes paradoxerweise ausziehe…


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