Manchmal kommt alles anders
Um ganz offen zu sein, ich hatte letzte Woche schon angefangen, einen Post mit dem Titel “Wenn aus einem Traum ein Alptraum wird” zu schreiben. Vielleicht hol ich diesen Post auch noch irgendwann nach. Fürs erste sieht es aber so aus, als würden wir aus dem vermeintlichen Alptraum, in dem wir uns die letzten paar Wochen befunden haben, noch mal gerade rechtzeitig aufwachen können. Und der Zeitpunkt des Aufwachens trifft – nur teilweise zufällig – den gleichen Tag, an dem Singapur den Lockdown beendet. Und der IST MORGEN!!!
Wir können es eigentlich noch gar nicht fassen. Völlig überraschend kam am Montagabend nämlich die Nachricht, dass Singapur ab Freitag, den 19. Juni 2020 in Phase 2 des schrittweise befolgten Exitplans gehen wird. Phase 1 hatte bereits am 2. Juni begonnen und keinerlei (positive) Auswirkungen auf uns und unser Leben hier in Singapur gehabt. Phase 2 hat dafür umso mehr Folgen für uns und alle Expats, die seit Monaten in ihren Wohnungen festsaßen und nur “für notwendige Erledigungen” das Haus verlassen durften.
Ab morgen öffnen nicht nur Geschäfte, Restaurants und sogar Bars wieder ihre Türen, sondern auch soziale Kontakte sind (bis zu einer Gruppengröße von fünf Person) wieder erlaubt! Bislang durfte man nämlich niemanden aus anderen Haushalten sehen, unabhängig des Familienstatus. Das hatte zur Folge, dass ich seit Anfang April niemanden anderen als meinen Mann als sozialen Kontakt habe. Insofern freue ich mich darüber ganz besonders, bin aber auch aufgeregt. Denn man darf nicht vergessen, dass wir hier in Singapur ja noch relativ neu waren, als der Lockdown ausgerufen wurde. Erst Anfang des Jahres haben wir die ersten bedeutsamen Kontakte geknüpft, aus denen Freundschaften hätten entstehen können. Für eine sich anbahnende freundschaftliche Beziehung ist natürlich aber ein dreimonatiges Kontaktverbot ungünstig. Uns ist auf jeden Fall während der Zeit im Lockdown der ein oder andere Kontakt leider weggebrochen, in den wir eigentlich große Hoffnungen gesteckt hatten. Andere Kontakte sind über die Dauer der sozialen Distanz aber tatsächlich enger geworden, wofür wir sehr dankbar sind.
Der Beginn der zweiten Phase bedeutet für uns also auch eine Art Neuanfang. Ab morgen haben wir endlich Gelegenheit und auch Zeit, hier mal richtig Fuß zu fassen und das Leben in Singapur – soweit das momentan geht – “kennenzulernen” und hoffentlich auch zu genießen. Es bleibt abzuwarten, ob wir mit Singapur so richtig warm werden können, oder ob die letzten drei Monate einen permanent negativen Eindruck hinterlassen haben. In diesem Expat Diary werden wir natürlich weiterhin versuchen, alles festzuhalten.